Wird kein Türkiser mehr: Erwin Zangerl.

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Zirl/Wien – Der schwarze Tiroler Arbeiterkammer-Präsident Erwin Zangerl (AAB-FCG) geht als haushoher Favorit in die AK-Wahl vom 28. Jänner bis 7. Februar – und will weiter "stärker werden", wie er am Freitag in Zirl sagte. Auf ein konkretes Wahlziel wollte sich der seit 2008 amtierende Präsident nicht festlegen. Im Jahr 2014 hatte er mit seiner Liste 63,95 Prozent und 47 Mandate eingefahren.

Den Plafond an Unterstützung sah Zangerl bei der Präsentation seiner 105 Kandidaten umfassenden Liste in seiner Heimatgemeinde jedenfalls keinesfalls erreicht. Auf die Frage, ob ein starkes Ergebnis für die schwarzen Gewerkschafter ein Signal gegen die von ihm stets vehement kritisierte ÖVP-FPÖ-Bundesregierung wäre, meinte der 60-jährige Präsident: "Nein, das wäre ein Signal für uns."

Kritik an Türkis-Blau

Doch auch am Freitag ließ er kein gutes Haar an Türkis-Blau. Zangerl sprach von "permanenten Belastungen" für die Arbeitnehmer, einem "Putsch in der Sozialversicherung", der Arbeitszeitflexibilisierung als "Wahnsinn" und einem drohenden "Angriff auf die Kammer", den die Regierung plane.

Auf die Mitbewerber in dem Urnengang ging der Arbeiterkammerpräsident kaum ein, außer dass diese in den vergangenen Jahren "nicht existent" gewesen seien, während sich er und seine Mitstreiter stets für die Interessen der Arbeitnehmer eingesetzt hätten. Zangerl räumte aber ein, dass die Unterschiede in den Inhalten mittlerweile "schwer erkennbar" seien. Dies liege vor allem an der Bundesregierung: "Es sind alle gut beraten, dagegen zu kämpfen."

Besserer Kündigungsschutz

Der Forderungskatalog Zangerls umfasste unter anderem einen Kündigungsschutz für alle Beschäftigten, die gerechte Abgeltung der Überstunden sowie die Abschaffung der sogenannten "Konkurrenzklausel". Diese verbiete, dass die Arbeitnehmer bis zu zwölf Monate lang nach ihrer Kündigung im selben Geschäftszweig des Ex-Arbeitgebers tätig werden.

Zudem pochte der Tiroler AK-Präsident etwa auf eine bezahlte einwöchige Bildungsfreistellung pro Jahr. Überdies sollten Kindererziehungszeiten bei Gehaltserhöhungen angerechnet und bei der Pension stärker berücksichtigt werden.

Auf seiner Liste hat Zangerl übrigens auch einen ehemals politischen Mitbewerber – den ehemaligen FPÖ-Landtagsabgeordneten und Kammerrat Heribert Mariacher, der sich im Streit von den Freiheitlichen getrennt hatte. Und die heurige Wahlauseinandersetzung dürfte nicht des Präsidenten letzte gewesen sein: Es sei "sicher nicht" sein letztes Antreten, stellte Zangerl klar.

Rote wollen zulegen

In den Wahlkampf gestartet ist auch die Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen (FSG). 2014 war die FSG auf 18,50 Prozent der Stimmen und 13 Mandate gekommen. FSG-Spitzenkandidat Stephan Bertel wollte sich auf keine konkrete Prozentzahl festlegen, betonte aber, dass "fast keine AK-Wahl bisher so essenziell war".

Die Begründung dafür war schnell in groben Zügen skizziert: "Diese Regierung", wie Bertel meinte, "ist nur für die Reichen da". Den 12-Stunden-Tag, die geplante Abschaffung der Notstandshilfe und die "schleichende Privatisierung des Gesundheitssystems" nannte der Tiroler Spitzenkandidat in diesem Kontext als Beispiele dafür, "wo der normale Arbeitnehmer auf der Strecke bleibt". (APA, 4.1.2019)