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Statt der ganzen Heckklappe kann man beim 5er auch nur die Scheibe öffnen.

Foto: Andreas Stockinger
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Das Heck des Kia.

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Die straffen Sitze des Opel.

Foto: Andreas Stockinger

Der Kombi, ohnehin automobilkategorisch nur noch ein (mittel)europäisches Phänomen, sieht sich von zwei Seiten bedroht. Hie vom SUV, da vom Kastenwagen – Renault Kangoo, Citroën Berlingo, Peugeot Rifter, Fiat Doblo, VW Caddy und Konsorten. Die meisten sind deshalb auf die feinere Art des Seins und auf die Lifestyleschiene ausgewichen, zulasten von Nutzraum, zugunsten von Schönheit. Kaum wer käme auf die Idee, wie einst Farbkübel, Tapeziererzeugs, Elektrikerutensilien hier reinzustellen.

BMW 518d touring
Foto: Andreas Stockinger

Beginnen wir unsere Ménage-à-trois mit dem BMW. Klar, der spielt in einer etwas anderen Liga als die beiden anderen, preislich liegt bei den getesteten Kombis dann aber doch nicht die Welt zwischen ihm und etwa dem Opel.

Zum Alltagsnutzen. Fächer, Ablagen im Weiß-Blauen? Alles da, aber der Stauraum unter der Mittelarmauflage ist eher dürftig geraten. Und es lässt sich zwar alles finden zur gedeihlichen Nutzung des Rucksacks, aber zumeist nur gegen Aufpreis. Schienen, Haken, Netze, Raumteiler, Gummimatten für den vielleicht doch einmal erdigeren Einsatz – im Testwagen: Fehlanzeige.

Das Cockpit des BMW.
Foto: Andreas Stockinger

Macht der Kia auf sportiv, der Opel gar auf sportlich, so geht's bei diesem 5er ums Sparen. Was überhaupt der Grund war, sich den 518d anzusehen. Einen Effizienz-Geniestreich versprach BMW – und versprach sich nicht: Unter der Ägide von Fritz Steinparzer haben die Ingenieure in Steyr was Besonderes ausgetüftelt. Einen Motor, der der 150 PS und 360 Nm des 1,8-Tonners problemlos Herr wird und dabei ein echter "CO2-Champion" sein will. Mit knapp sechs Litern auf 100 Kilometer begnügte er sich laut Bordcomputer – bei winterlichen Heizbedingungen und hauptsächlichem Stadt-Autobahn-Testprofil. Geräusch- und Laufkultur dabei? Auch unter Kaltstartbedingungen erheblich dezenter als bei Kia und Opel.

Der Opel Insignia GSi ST.
Foto: Andreas Stockinger

Über Lenkung und Geschmeidigkeit des Fahrwerks muss man nicht viele Worte verlieren. Über die 8-Gang-Wandlerautomatik (ZF, weil Längseinbau des Aggregats) im Vergleich zum 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe des Koreaners und zum 8-Gang-Wandler (von Aisin, weil Quereinbaumotor) des Rüsselsheimers nur eines: dass sie beide klar toppt. Und zum Hinterradantrieb wäre zu sagen, dass er lustiges Schwänzeln im Schnee erlaubt, wenn man die Traktionshilfe in einer ersten Stufe deaktiviert.

Fahrwerke

Dass wir die Umlaufbahn nicht verlassen, dafür sorgt die Gravitation. Dass wir die Straße nicht verlassen, in erster Linie unsere Vernunft, in zweiter Fahrwerke in unterschiedlicher Ausprägung auf dem Weg zur Perfektion. Auf dem ist BMW schon recht weit vorangekommen, weiter als die meisten, weiter als Opel, die wiederum weiter als Kia – und damit gleich zu diesem.

Der Kia Optima SW.
Foto: Andreas Stockinger

Erster Eindruck: bildschön. Erst in dieser Generation darf der Optima auch als Kombi durchstarten, das war in der Konzernstrategie bisher dem Hyundai i40 vorbehalten. Dass Hyundai und Kia überhaupt Kombis bauen, zeugt davon, dass die in Europa richtig nach Marktanteil und positiver Kundenresonanz gieren.

Das Cockpit des Kia.
Foto: Andreas Stockinger

Der 1,6-Liter-Diesel mit 136 PS erlaubt ausreichend flottes Vorankommen, Spritzigkeits- und Verbrauchswunder war er aber nicht unbedingt, zuletzt standen knapp acht Liter im Bordcomputer. Was die praktischen Eigenschaften betrifft, gab sich der Testwagen vorbildlich. Innen alles sauber und aufgeräumt und mit Verstauhilfen bedacht, im Kofferraum (weiter hinten im Laderaum) Schienen, Raumteiler, damit nix verrutscht, ein Segen in der sackerlreichen Vorweihnachtszeit, und mit 552 bis 1686 Liter Ladevolumen liegt der Kia, kleinster der drei Kombis, auf Augenhöhe mit den beiden anderen: BMW 560 bis 1670, Opel 560 bis 1665. Fazit: eine echte Bereicherung im Kombisegment.

Stark und durstig

Damit zum Opel. Mangels OPC ist der GSI der derzeit potenteste Insignia-Kombi. Mit 210 Diesel-PS und Allrad. G'schmackige Kombination. Wären im Kaltbetrieb nicht die rustikale Akustik und das leise, aber lästige Vibrato, er verdiente Bestnoten. Warm gibt die Maschine im Sportmodus sogar einen fast sportlichen Sound von sich, mit ganz zarter Andeutung von Gebrabbel. Der stärkste Wagen im Trio war allerdings auch der mit Abstand durstigste – Testschnitt: 9,5 l / 100 km.

Das Cockpit des Opel.
Foto: Andreas Stockinger

Ach ja, nicht mehr ganz schlanken Menschen mögen die Sportsitze etwas gar eng geschnitten erscheinen. Uns, die wir uns den Jahresringen konsequent verweigern, kommt das nur zupass. Lenkung und Fahrwerk harmonieren gut mit der leistungsorientierten Auslegung, dennoch schlummern beim Abrollen hohe Komfortreserven im GSi. Tempo-, Drehzahlanzeige und Navi-Infos hält das HUD direkt in Sichtachse bereit, fein. Material- und Verarbeitungsanmutung? Etwa auf Kia-Niveau, also hoch, BMW? Eigene Liga.

Warme Hände

Design? Fesch und typisch Opel und schwellermäßig so weit dramatisiert, wie es das gute alte GSi-Kürzel verlangen mag. Winters besonders angenehm ist neben Allrad die Lenkradheizung, die hatte der Kia auch, der BMW nicht. Ungewohnt hingegen: Um auf die gewohnten 21, 22 Grad Raumtemperatur zu kommen, sollte man den Regler auf 24, 25 Grad raufdrehen. Ansonsten, wie gesagt: feiner Kombi. Wie die andern zwei auch.

Und generell: Den Van hat er ausgesessen, der Kombi. Ob er den SUV noch schafft und ob es ihn im Zeitalter der Elektromobilität auch noch gibt? Wünschenswert. Aber nicht sehr wahrscheinlich. (Andreas Stockinger, 9.1.2019)