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Wien/Berlin – Woher kommt das Fleisch im Hascheeknödel, woher das Faschierte in der Lasagne. Kunden hierzulande wissen das nicht, wohl aber Konsumenten in Frankreich und Italien. Geht es nach Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) soll sich das ändern. Man will eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung für verarbeitete Lebensmittel erarbeiten, wie im Regierungsprogramm angekündigt. Details wie Ausformung und Zeitpunkt sind offen. Von der Nahrungsmittelindustrie kommt Widerstand.

Vorbilder aus Sicht von Köstinger, Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger und Bauernbundpräsident Georg Strasser (alle ÖVP) sind Frankreich und Italien, sagten sie am Rande der Grünen Woche in Berlin vor Journalisten. In den beiden Ländern gibt es bereits unterschiedliche Modelle für die Herkunftskennzeichnung verarbeiteter Produkte. Diese Modelle werden laut Köstinger von Österreich analysiert, um einen eigenen Weg zu finden.

Folgen abschätzen

Dieser ist aber gar nicht so einfach umsetzbar: Die EU verlangt zwar Herkunftskennzeichnungen bei Fleisch, will ein Staat aber darüber hinausgehen, muss er laut Köstinger eine "relativ umfangreiche Folgenabschätzung" und Daten liefern, dass im eigenen Land die Zustimmung für eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung für verarbeitete Produkte groß ist. Also wird heuer eine Umfrage durchgeführt und eine Studie erstellt werden, damit die EU ihren Sanktus für die Austro-Pläne gibt. Die EU hat schließlich unionsweit geltende Standards für Lebensmittel.

Herkunftsgekennzeichnet soll die Hauptzutat eines veredelten Produkts, wenn diese mehr als die Hälfte des gesamten Inhalts ausmacht. Die Kennzeichnung liege etwa für verarbeitete "Milch-, Eier und Fleischprodukte auf der Hand", sagte Köstinger, wollte sich aber nicht weiter festlegen. "Wir müssen rot-weiß-roten Qualitätsprodukten die Möglichkeit geben, sichtbar zu sein", argumentierte die Politikerin. "Wir wollen vor allem die Situation der Betriebe verbessern. Da bietet sich eine transparente, stringente Herkunftskennzeichnung an." Als erster Schritt dürfte beim Essen in Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser und beim Bundesheer eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung der Primärzutat kommen, deutete Köstinger an.

Mehraufwand

Die österreichische Nahrungsmittelindustrie fürchtet etwa, dass sie gegenüber ausländischen Produzenten benachteiligt wird. Die Kennzeichnung bedeute einen Mehraufwand und mehr Kontrollen. Wenn bestimmte Zutaten kurzfristig nicht in ausreichender Qualität vorhanden seien, könne es ebenso Probleme geben. "Ein Alleingang Österreichs für eine verpflichtende Herkunftsangabe der Rohstoffe in Lebensmitteln auf der Verpackung wird vom Fachverband entschieden abgelehnt, weil damit der Produktions- und Exportstandort Österreich nicht nur schlechter gestellt, sondern gefährdet wird", so der Fachverband der Nahrungs- und Genussmittelindustrie in der Wirtschaftskammer (WKÖ) . "Wir fordern den Verzicht auf eine nationale Verpflichtung, die alle österreichischen Weiterverarbeiter von Milch, Fleisch und Eiern unmittelbar trifft." Unterstützt werde aber eine freiwillige Herkunftskennzeichnung bei Lebensmitteln.

Ein Vertreter des italienischen Landwirtschaftsministeriums, den die Österreicher extra eingeladen hatten, da Italien als Vorbild diene, argumentierte vor allem mit Transparenz für die Verbraucher durch die Herkunftskennzeichnung. Freilich stärke diese auch die Marketingmöglichkeiten für Hersteller. (APA, red, 19.1.2019)