Auf Broschüren und in Anzeigen zeigen Lieferdienste oft entspannt lächelnde Boten in ihren Dienstjacken, die ebenfalls fröhlich wirkenden Kunden ihre Sendungen in die Hand drücken. Eine Darstellung, die mit der Realität oftmals nicht viel gemein hat. In der Regel arbeiten die Zusteller unter hohem Zeitdruck und lassen sich dabei auch gelegentlich dazu verleiten, nicht ganz nach Protokoll vorzugehen.

Einen besonders drastischen Fall hat nun der Twitter-User "Weltregierung" aufgebracht. In einem Video, das aus einem nicht näher genannten Forum stammen soll, ist ein Lieferant des Logistikers Hermes dabei zu sehen, wie er versucht, ein Paket "zuzustellen". Da die Empfänger offenbar im ersten Stock wohnen, klettert er auf das Dach seines Lieferwagens und versucht, die Lieferung per Wurf auf den Balkon zu befördern.

Zweimal allerdings scheitert das Vorhaben trotz schwungvollen Wurfes, und das Paket kracht aus mehreren Metern Höhe zu Boden. Hinter der Kamera wird sein Scheitern von einer Frau lapidar mit "Er schafft es nicht" kommentiert. Erst im dritten Anlauf touchiert der Karton zuerst das Geländer und landet schließlich, wo es soll.

Rätseln und Belustigung

Der Tweet hat mittlerweile tausende Menschen erreicht und dreht immer noch die Runde in sozialen Netzwerken. In Antworten auf die Nachricht spekulieren User darüber, ob die Aktion des Boten eventuell auf eine sogenannte Abstellgenehmigung zurückzuführen ist.

Viele Zustelldienste ermöglichen es Empfängern, das Hinterlegen von Paketen an einem bestimmten Ort zu vereinbaren. Ein Nutzer erklärt, er sei einmal selbst als Zusteller tätig gewesen, und ein Kunde habe ausdrücklich gewünscht, dass Pakete auf den Balkon geworfen werden.

Andere nehmen die Situation mit Humor. Einer erinnert etwa an das Versprechen mehrerer Zustellversuche. Ein anderer sieht gar einen neuen Rekord hinsichtlich der Aufenthaltszeit des Boten gebrochen. Der Verfasser des Tweets hat wiederum eine eigene Theorie betreffend Alternativen zu Lieferdrohnen.

Der Fall weckt auch Erinnerungen an die virale Wutrede eines Wieners, in der er sich lautstark über einen von ihm als "Post-Beidl" bezeichneten Zusteller beschwerte, der statt zu klingeln direkt den berühmt-berüchtigten "gelben Zettel" hinterließ.

Zuletzt sorgte in der Bundeshauptstadt Amazons eigenes Zustellservice für Ärger. Als dieser in Betrieb ging, meldeten zahlreiche Käufer, dass Pakete unabgesprochen einfach vor der Haustüre abgelegt wurden.

Harte Arbeitsbedingungen

Auch der bekannte Satiriker Jan Böhmermann hat sich kurz in die Angelegenheit eingeschaltet. Er verweist auf seinen Song "Wir sind Versandsoldaten". Dieser geht mit Arbeitsbedingungen und Bezahlung bei den Logistikern im Zeitalter massenhafter Onlinebestellungen hart ins Gericht.

NEO MAGAZIN ROYALE

Für den gefilmten Paketboten könnte die Angelegenheit noch unangenehme Konsequenzen haben, zumal der Vorfall für seinen Arbeitgeber kein gutes Bild abgibt. In einer Antwort auf den Tweet zeigt sich Hermes Deutschland entsetzt über das Gesehene und bittet um weitere Hinweise zu der Zustellung. (red, 25.1.2019)