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Die türkis-blaue Regierung möchte vor allem Asylberechtigte in der Landwirtschaft und Gastronomie unterbringen.

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Seitdem infolge einer Anmerkung von Kanzler Sebastian Kurz intensiv darüber diskutiert wird, wann die Wiener Arbeitslosen in der Früh aufstehen, steht fest, dass zwischen der rot geführten Wiener Stadtverwaltung und der türkis-blauen Bundesregierung derzeit nahezu alles zum Streitthema werden kann.

Spezielle Projekte

Umso mehr hat auch eine Meldung im STANDARD für Diskussionen gesorgt: Wie berichtet, versucht das Arbeitsmarktservice (AMS), die überregionale Vermittlung von Jobsuchenden zu forcieren. Dabei wird eine Reihe von Projekten vorangetrieben, um gezielt Arbeitnehmer aus Wien in den Bundesländern unterzubringen. Eines der Projekte ist etwa b.mobile, das sich an junge Asylberechtigte richtet. Im Zuge eines weiteren Projekts wurde ab Herbst 2018 versucht, Techniker in die oberösterreichische Industrie zu vermitteln. Nun waren die bisherigen Ergebnisse aber überschaubar: 144 Personen wurden im vergangenen Jahr im Zuge dieser gezielten Aktionen in einen Job gebracht, wie der STANDARD am Mittwoch berichtete. Auch wenn vom AMS betont wird, dass jede einzelne Vermittlung den Aufwand wert ist, weil die Arbeitnehmer Sozialversicherungsbeiträge und Steuern zahlen, war das angesichts von 150.000 Arbeitslosen in Wien im Jahresdurchschnitt 2018 nicht die große Menge.

Lieber in der Nähe bleiben

Heißt das aber, die Wiener Jobsuchenden sind überhaupt nicht mobil? So einfach lässt sich das nicht sagen. Denn abseits der AMS-Programme können sich Arbeitssuchende natürlich auch auf eigene Faust bewerben, etwa, weil sie Stellenanzeigen finden oder weil ihnen von ihrem AMS-Betreuer das nahegelegt wird. Wie viele Wiener haben also im vergangenen Jahr in einem anderen Bundesland zu arbeiten begonnen? Insgesamt waren das etwas mehr als 24.000 Menschen. Die Zahlen beziehen sich auf den Zeitraum Jänner bis November, für Dezember liegen laut AMS noch keine Daten vor. Das ist ein leichter Anstieg im Vergleich zu 2017.

Die Detailauswertung des AMS zeigt, dass die überwiegende Mehrheit der Wiener in der Nähe bleiben möchte, etwas mehr als 17.000 Wiener Jobsuchende haben in Niederösterreich zu arbeiten begonnen. Aber auch in Oberösterreich, der Steiermark und sogar dem Burgenland gab es eine nennenswerte Zahl an Jobaufnahmen aus der Hauptstadt. In Salzburg, Vorarlberg und Tirol sind die Zahlen schon sehr gering.

Überregionale Vermittlung

Jobsuchende sind verpflichtet, auch Stellen außerhalb der Pendeldistanz anzunehmen, wenn ein Quartier zur Verfügung steht und sofern dem keine zwingenden Betreuungspflichten entgegenstehen. Das AMS will 2019 die überregionale Vermittlung weiter vorantreiben. Die türkis-blaue Regierung möchte vor allem Asylberechtigte in der Landwirtschaft und Gastronomie unterbringen: Zu den AMS-Zielsetzungen 2019 gehört, 9230 Asylberechtigte in diesen Wirtschaftssektoren überregional zu vermitteln. (András Szigetvari, 7.2.2019)