Das Geriatriezentrum in Wien-Favoriten wird zu einem Onkologiezentrum umgebaut.

Foto: TU PWH/Martin Votava

Wien – Edith Garnich sitzt im Gemeinschaftsbereich des Geriatriezentrums in Favoriten. Ihr Rollstuhl ist zu einem Holztisch geschoben, vor ihr steht ein Glas mit Saft. Vor sechs Jahren ist die 94-Jährige hier eingezogen. Bis spätestens Ende dieses Jahres wird sie umziehen müssen. Das hat sie vergangenen Dienstag erfahren.

Der Grund: Das 2003 eröffnete Geriatriezentrum soll zu einem Onkologiezentrum umgebaut werden. Bei einer Presseführung durch das Gebäude versichert ihr die Generaldirektorin des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV), Evelyn Kölldorfer-Leitgeb, dass man stattdessen "einen genauso schönen Platz" für sie finden werde. "Das kann ich mir nicht vorstellen", sagt Garnich.

Ersatzplätze gesucht

Die Pläne sind allerdings fix. Denn das "Spitalskonzept 2030" der Stadt sieht ein Onkologiezentrum für das SMZ Süd vor. Und nach eingehender Prüfung habe man festgestellt, dass die Räumlichkeiten des dort ansässigen Geriatriezentrums für eine Adaptierung besser geeignet seien als etwa ein Neubau, heißt es seitens des KAV.

Die FPÖ wirft dem KAV vor, dass die 94 Bewohner und 116 Mitarbeiter "ohne Vorwarnung auf die Straße" gesetzt würden und kündigt eine Anfrage zu betreffendem Thema an Stadtrat Peter Hacker (SPÖ) an. Stimmt nicht, kontert der KAV: Für die Mitarbeiter gibt es eine Arbeitsplatzgarantie, für die Bewohner werden "individuelle Lösungen" gesucht. An diesen arbeitet der KAV gemeinsam mit dem Fonds Soziales Wien (FSW), der "adäquaten Ersatz" garantiert, wie eine Sprecherin gegenüber dem STANDARD betont. Das kann, muss aber nicht in Häusern des KAV sein.

Die Betten werden in KAV-Unterkünften zwar nicht aufgestockt, gehen dort also verloren. Vom FSW geförderte Plätze in anderen Einrichtungen würden aber gerade ohnehin laufend erweitert – was an einer durch die Umsetzung des Regressverbots von 2017 auf 2018 verzeichneten 30-prozentigen Steigerung der Anträge liegt, sagt eine FSW-Sprecherin. Derzeit komme man mit den Plätzen noch zu Rande, man müsse die Entwicklung beobachten.

Zentrum für Wiener Süden

Das neue Onkologiezentrum soll auf der Fläche von drei der vier Geriatriestationen entstehen und die aktuelle, bereits veraltete Station ersetzen, die in den 60er Jahren gebaut wurde. Anstatt den Mehrbettzimmern auf der alten Station wird es Ein- und Zweibettzimmer sowie mehr sanitäre Anlagen geben.

Derzeit stehen dort in einem Stockwerk etwa zwei Toiletten und eine Dusche für 16 Patienten zur Verfügung. Auch die Nutzung verläuft ob des begrenzten Platzes nicht immer optimal: So wird etwa ein Raum sowohl als Arbeitszimmer für Ärzte als auch als Ort für Angehörige genützt, die sich dort von verstorbenen Patienten verabschieden können.

Das Zentrum soll ab Anfang 2021 den Wiener Süden versorgen und "Therapie aus einer Hand" ermöglichen, auch eine Ambulanz und ein Tageszentrum werden dort angesiedelt sein. In der vierten Station soll die neue Rheumatologie entstehen. Wieviel der Umbau kosten wird, konnte man seitens des KAV noch nicht sagen. Die sechs Akut-Geriatriestationen verbleiben vor Ort.

Der KAV gab außerdem bekannt, dass am Areal eine erneuerte Psychiatrie-Abteilung mit 124 Betten – 40 davon für Kinder und Jugendliche – entstehen soll. (Vanessa Gaigg, 14.2.2019)