Zürich – Vor allem in Entwicklungsländern werden organische Abfälle oft nicht fachgerecht entsorgt. Aus den Deponien entweicht klimaschädliches Methan. Schweizer Forscher zeigen nun, dass Larven der schwarzen Waffenfliege den Treibhausgasausstoß stark reduzieren könnten.

Wenn schon vieles Notwendige zum Leben fehlt, ist die fachgerechte Entsorgung von Abfällen meist ein Luxus, den sich viele Länder kaum leisten können. Gleichzeitig mit der Weltbevölkerung wachsen die Abfallberge, auch die aus organischen Abfällen. Aus Deponien, aber auch aus Kompostieranlagen, in denen Bioabfälle entsorgt werden, entweichen große Mengen an klimaschädlichem Methan.

Forscher um Christian Zurbrügg von der Forschungsanstalt Eawag haben einen Ansatz untersucht, diese Abfälle effizient und mit geringerem Treibhausgasausstoß zu verarbeiten. Sie setzen dabei auf die Larven der schwarzen Waffenfliege. Die Larven fressen Bioabfälle und zersetzen sie dabei. Aber nicht nur das: Anschließend kann man die eiweiß- und fettreichen Larven anstelle von Fischmehl als Tierfutter einsetzen. Daher sei dies eine sehr wertvolle Option, Bioabfälle zu verwerten, sagte Zurbrügg.

Allerdings produziert eine solche Zuchtanlage für die Larven ebenfalls Treibhausgasemissionen, zum Beispiel braucht es Strom zum Zerschreddern der Bioabfälle und für das Aussieben der Larven. Deshalb haben Zurbrügg und sein Team nun eine sogenannte Lebenszyklusanalyse gemacht, um die gesamte verbrauchte Energie und die Emissionen des Prozesses aufzusummieren.

Larve schlägt Kompostieranlage

Für ihre Untersuchung, die sie im Fachblatt "Waste Management" veröffentlichten, nutzten die Wissenschafter eine Pilotanlage im indonesischen Surabaya. Zum Vergleich zogen sie eine Kompostieranlage in Bali heran. Das Resultat: Das sogenannte globale Wärmepotenzial der Schwarze-Waffenfliegen-Anlage ist nur etwa halb so hoch wie das der Kompostieranlage. Pro Tonne Bioabfall werden mit Larven nur knapp fünfzig Kilogramm CO2-Äquivalente ausgestoßen, statt über hundert Kilogramm mit der Kompostieranlage.

Noch besser schneidet die Larven-Anlage ab, wenn man die Insektenlarven tatsächlich anstelle von Fischmehl als Tierfutter einsetzt. Die Forscher berechneten die Negativemissionen, die das Larvenmehl gegenüber Fischmehl generiert. "Das macht eine Anlage wie sie in Surabaya steht nochmals klimafreundlicher", so Zurbrügg. Dies reduziere das globale Wärmepotenzial um weitere 20 Prozent.

Neben den Fliegenlarven gibt es auch andere Möglichkeiten, Bioabfälle klimaschonend zu verwerten. Zum Beispiel ließe sich daraus in Biogasanlagen Energie gewinnen. Das größte Problem bei letzteren seien allerdings Lecks, sagte Zurbrügg: "Diese Anlagen sind darauf ausgelegt, möglichst viel Methan zu produzieren." Man müsse daher aufpassen, dass das Gas nicht entweiche.

Einen Vergleich zwischen Fliegenlarven-Anlage und Biogasanlage haben die Forschenden bisher nicht angestellt. "Wir sagen nicht, dass die eine Methode besser ist als die andere", so der Forscher. Je nach Kontext könnte die Verwertung von Bioabfällen mit Larven die bessere Option sein. "Wir wollten mit unserer Studie sicherstellen, dass wir mit einer solchen Anlage kein neues Problem bezüglich Klimagasen erzeugen", so Zurbrügg. (red, APA, 3.3.2019)