In dieser Woche hat sich Doris Knecht aktuelle Fitnesstrends angesehen: Anno 2019 trainieren wir auch zu Hause, kürzer, dafür öfter und häufig unter Anleitung von Apps.

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Zweieinhalb Monate ins Jahr hinein, könnten wir endlich einmal die Fitnesstrends anschauen, die für 2019 Jahr prognostiziert wurden. Es schälen sich ein paar Sieger heraus: High Intensity Interval Training (HIIT) gehört auch dieses Jahr wieder zu den großen Sportbeliebtheitsstars, was wenig verwundert: Man kann HIIT in einer Gruppe (2019 offenbar trendiger als große, anonyme Fitnessstudios) unter Anleitung trainieren, es lässt sich aber auch mit wenig Aufwand und Ausrüstung zu Hause erledigen.

Kurze, intensive Workouts für Daheim liegen insgesamt im Trend, und tatsächlich dauert HIIT nie lange, es ist effizient und bedient Cardio, Muskelstärkung und Gewichtsreduktion in einem. Man braucht dafür nichts anderes als Internet, eine Yogamatte und Selbstdisziplin.

Das Erste hat eh jeder, das Zweite ist einfach und kostengünstig zu erwerben, nur das Dritte kann man leider nicht kaufen. Und wenn man endlich einmal diszipliniert ist, heißt das nicht, dass man es morgen oder übermorgen immer noch ist, ich spreche aus Erfahrung.

Gewohnheit

Man glaubt, man habe sich nun eine stabile mentale Grundkonstitution antrainiert, sich das regelmäßige, kleine Privattraining endlich zur Gewohnheit gemacht. Während man vibriert vor Stolz auf dieses neue, schweinehundbefreite Ich, fällt einem auf, dass schon wieder drei, vier, sieben, zwölf Tage vergangen sind, ohne dass man Gymnastikball, Matte, Rollen und Theraband auch nur angesehen hätte.

Vielleicht haben die anderen auch nur eine gute App?
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Obwohl man alles so hergerichtet hat, dass es nur fünfzehn Sekunden dauert, alles herzurichten; fünfzehn Minuten später wäre man schon durch mit allem, hätte den schmerzenden Rücken gelockert, wäre gedehnt und hätte das Herz auf Touren gebracht.

Stattdessen sitzt man mit steifem Rücken an einem Schreibtisch oder in der Bim, auf dem Rad oder im Auto, ärgert sich über Disziplinlosigkeit im Allgemeinen und die eigene im Speziellen. Man schwört sich, am Abend oder morgen Früh vernünftig zu sein, so wie der X und die Y, die täglich ihre Übungen machen. Aber der X und die Y haben wahrscheinlich einen anderen Blutdruck, einen anderen Stoffwechsel, ein anderes Sternzeichen, für die ist es leicht.

Vielleicht haben sie auch nur eine gute App: Smarter zu trainieren ist ein weiterer Trend. Eine Bekannte berichtet mir über ihre Erfahrungen mit Freeletics, einem individuellen Fitnessprogramm für zu Hause, ihr erstes Fitnesstraining, das sie schon seit Monaten durchziehe, mit spürbaren Ergebnissen.

Ich habs dann gegoogelt: Es scheint sich bei Freeletics um ein appförmiges Fitnessstudio zu handeln, ein individuelles Aufbautraining, und es bekommt euphorische Kritiken von Menschen, die sich binnen Wochen von disziplinlosen Saftsäcken in superfitte Durchhalter mit schwellender Muskulatur verwandelt haben. Ich habe mich angemeldet. (Doris Knecht, RONDO, 25.3.2019)