Wien/Ernstbrunn – Hunde und Wölfe arbeiten einer Untersuchung von Wissenschafterinnen des Wolf Science Centers (WSC) in Ernstbrunn zufolge gleich gut mit Menschen zusammen, gehen die Sache jedoch anders an: Während sich die domestizierten Hunde beim Bewältigen von Aufgaben stärker am Menschen orientierten, gingen Wölfe deutlich selbstständiger vor, so das Fazit der Studie im Fachblatt "Scientific Reports".

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Wölfe sind durchaus kooperationsbereit – sie zeigen aber gern, wo's lang geht.
Foto: Reuters/AXEL SCHMIDT

Biologen gehen davon aus, dass sich die Entwicklung des Sozialverhaltens an Hunden besonders gut studieren lässt, weil ihre Fähigkeit zu Toleranz und Kooperation im Zuge der Domestikation durch den Menschen vermutlich stark weiterentwickelt wurde. In aktuelleren Studien entpuppten sich Wölfe allerdings immer wieder als ebenso tolerant und kooperativ wie der "beste Freund des Menschen", so die Forscherinnen um Friederike Range.

Seilziehen mit Hund und Wolf

Das Team geht daher von der Annahme aus, dass Hunde während des Zusammenlebens mit dem Menschen keine neuen Merkmale entwickelt haben, sondern schon in Wölfen die Grundlagen für die seit Jahrtausenden erfolgreiche Kooperation zwischen Hund und Mensch angelegt sind. Diese sogenannte "Canine Cooperation Hypothesis" ließ auch im Rahmen der aktuellen Studie erwarten, "dass Wölfe bei einer frühen und intensiven Sozialisation ebenso gut mit Menschen kooperieren wie Hunde", so Range.

Wolf und Mensch beim Seilzieh-Experiment.
Foto: Friederike Range/Vetmeduni Vienna

In dem Experiment am WSC absolvierten 15 im Kontakt mit Menschen aufgewachsene Grauwölfe und zwölf Mischlingshunde gemeinsam mit Menschen je eine Aufgabe, bei der Mensch und Tier an Seilen ziehen mussten. Wie in der "Canine Cooperation"-Hypothese angenommen, arbeiteten die Hund-Mensch- und Wolf-Mensch-Tandems ähnlich erfolgreich zusammen.

Aktiver Leitwolf

Während die Hunde dabei jedoch eher dem Verhalten der Menschen folgten, schlüpften Wölfe stärker in die Leader-Rolle. "Während Wölfe eher dazu neigen, Verhalten zu initiieren und die Führung zu übernehmen, warten Hunde eher darauf, was der menschliche Partner macht und folgen dieser Verhaltensweise", sagte Range.

Hunde warten eher ab, bis der Mensch aktiv wird. Dann folgen sie seinem Beispiel.
Foto: Friederike Range/Vetmeduni Vienna

Das erkläre einerseits, dass die gute Zusammenarbeit schon dem "Wolf im Hund" zu verdanken ist, andererseits würden die Ergebnisse auch illustrieren, "warum der Hund das bessere Haustier ist". Das lasse sich wahrscheinlich darauf zurückführen, dass Hunde bei der Zucht nach ihrer Unterwürfigkeit ausgewählt wurden, um Konflikte zwischen Hund und Mensch zu vermindern. (red, APA, 18.3.2019)