Stella Sommer und ihre Band die Heiterkeit: "Was passiert ist, ist nicht komisch."

Foto: Zoe Sanli

Ausgerechnet im Hitzesommer 2018 veröffentlichte die Hamburger Musikerin Stella Sommer ihr Solodebüt 13 Kinds of Happiness, ein englischsprachiges, ganz im Zeichen der strengen deutschen Chanteuse Nico von The Velvet Underground stehendes erdschweres, süßlich-fauliges Album voller Todesschlager. Diese suchen in der wider Erwarten gar nicht einmal so viel mit Tragödien vollgestellten deutschen Popgeschichte ihresgleichen.

Stichwort: "We love you to death", wörtlich gemeint.Die demonstrierte Nähe weniger zu aktuellen Befindlichkeiten, mehr zu abgelebten Poptragöden wie Scott Walker oder auch zum Duo Lee Hazlewood und Nancy Sinatra setzt sich nun stilistisch auch auf dem neuen Album ihrer Stammband Die Heiterkeit fort.

Supergeile Endzeitstimmung

Als Frauentrio gestartet, wurde Stella Sommer irgendwann einmal in den letzten zwei Jahren in Sachen gemeinsame künstlerische Entscheidungen demokratiemüde. Das neue Werk Was Passiert Ist ist im Wesentlichen wieder eine Soloarbeit mit Sommer an Grabesstimme und den Tasteninstrumenten, sowie Philipp Wulf am Schlagzeug und Produzent Moses Schneider am Bass.Schneiders Sounddesign sorgt auch dafür, dass Die Heiterkeit in all ihrer bleiernen Schwere, die auf dem supergeile Endzeitstimmung verbreitenden Doppelalbum Pop & Tod I + II von 2016 zur Meisterschaft geführt wurde ("Hier kommt die Kälte!"), nun ein wenig milder im Abgang klingt.

Die Heiterkeit

Der Mann verantwortete ja auch schon die leicht verhuschten Melancholiearrangements auf Tocotronics Rotem Album. Auch bei Die Heiterkeit tocotronict es 2019 ganz gewaltig. Allerdings erweisen sich die zunehmend Richtung Popmusik aus den Sixties verweisenden Songs, auch unter Zuhilfenahme eines souligen Bläsersatzes, im Vergleich zu früheren Runterziehern beinahe als Sonnenschein. Sie kommen jedenfalls durchaus leichtfüßig und ohne Betonpatschen daher.

Die Heiterkeit

Gleich im ersten Lied Wie Finden Wir Uns jubiliert es mit pathetischer Altstimme: "Ich bin kaputt, doch noch zu kleben". Das Stück Bleib Bei Mir bietet sensationellerweise Handclaps. Jeder Tag Ist Ein Kleines Jahrhundert ist ein meisterlicher Countrysong, der schlageresk interpretiert wird und dem Spätwerk von Simon Bonney oder Nick Cave huldigt. Im Titelsong findet sich trockenster Humor: "Ist es ein Anfang oder ein Ende?/Was passiert ist, das spricht Bände/Was passiert ist, ist nicht komisch/Es ist lachhaft, unironisch." (Christian Schachinger, 16. 3. 2019)