Der 27-Jährige ist derzeit in kurdischer Gefangenschaft. Seine Familie möchte ihn nach Wien holen und hofft auf eine Resozialisierung.

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Wien – Der 27-jährige Mann wird nach wie vor in Syrien von kurdischen Milizen gefangen gehalten. In seiner Heimat Österreich drohen dem IS-Kämpfer ein Prozess wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und eine lange Haftstrafe. Österreich ist allerdings gar nicht daran interessiert, den aus Wien stammenden Mann zurückzunehmen oder gar aktiv zurückzuholen. Im Gegenteil: Der Fall ist Anlass für eine Änderung des Konsulargesetzes, wonach etwa IS-Kämpfer von der Republik keinerlei Schutz oder Unterstützung zu erwarten haben.

Noch ist das Gesetz allerdings nicht in Kraft, und ein Teil der Familie des 27-jährigen Mannes drängt darauf, diesen in seine Geburtsstadt Wien zurückzuholen. Dass dem Mann ein Verfahren droht, ist der Familie durchaus bewusst, sie hofft auf eine Resozialisierung durch eine Haftstrafe. Die Familie stammt ursprünglich aus der Türkei und gehört den Aleviten an, in deren Gemeinschaft in Wien sie sich auch engagiert hat.

Kein Interesse

Zuständig für den Fall ist das Außenministerium. Die Familie des Mannes sucht den Kontakt und hat um einen Termin gebeten, hat aber den Eindruck, von den Beamten hingehalten zu werden. An einer Heimholung hat offenbar niemand ein Interesse. Das Außenamt hat auf Anfrage des STANDARD klargestellt, dass man nicht über die Mittel und das Personal verfüge, einen Gefangenen der Kurden aus einem nicht klar zuordenbaren Teil Syriens nach Österreich zu holen.

Sollten die Kurden den Mann allerdings freilassen, was für den Fall einer türkischen Militärintervention in der Region auch angekündigt wurde, könnte es passieren, dass er sich auf eigene Faust nach Österreich durchschlägt und unkontrolliert in Wien auftaucht. (Michael Völker, 20.3.2019)