Maximilian (1459-1519) in einer Buchmalerei als Souverän des Ordens vom Goldenen Vlies.

Foto: Österreichische Nationalbibliothek

Das lateinische "Vater unser" im prunkvollen ABC-Buch Maximilians. Mit dem Band sollte er lesen und schreiben lernen, das Gebet war den Kindern schon aus dem Gottesdienst geläufig. Dargestellt ist der junge Kaiser mit einem seiner Lehrer, die bunten Ausschmückungen sollten den Schüler beim Lernen bei der Stange halten.

Foto: Österreichische Nationalbibliothek

Als Maximilian I. vor 500 Jahren in Wels verstarb, hatte er seinen Sarg vorsorglich schon jahrelang auf Reisen mit sich geführt. Planung scheint ein Wesenszug des "letzten Ritters", der heuer als "Medienkaiser" landesweit geehrt wird. Denn in Porträts ließ er sein Konterfei mit dem Charakterzinken vielfach selbstbewusst festhalten, mit literarischen Überhöhungen des eigenen Lebens wollte er sein "Gedechtnus" für die Nachwelt prägen.

Es ist ihm nur bedingt gelungen. In der Nationalbibliothek erinnert aktuell eine Schau an den Habsburgerkaiser am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit und räumt dabei in 16 Schaukästen mit vielen der Flunkereien auf, die Maximilian so sorgsam ausgeheckt hat.

Anders als im Weißkunig später behauptet, hat Maximilian als Schüler seine Lehrer keineswegs im Lesen und Schreiben übertroffen. Tatsächlich litt er an Sprachproblemen, seine Fähigkeiten lagen beim Jagen, Kämpfen und Tanzen. Doch Selbstdarstellung wurde ihm in die Wiege gelegt: bereits als Kind ist er im Gebetbuch (1464) seiner Mutter kniend und betend dargestellt. Über den repräsentativen Band darf man neben 90 weiteren Handschriften, Drucken und Urkunden staunen.

Ahnenforschung bis zu Noah

Sie sind spannend und vergnüglich zugleich. Maximilian war mit seiner Heiratspolitik eine Schlüsselfigur für den Aufstieg der Habsburger zur europäischen Großmacht. Am Hof seiner ersten Ehefrau, Maria von Burgund, lernte er eine moderne Verwaltung kennen. Infolge entstand das Tiroler Fischereibuch mit einem Verzeichnis der Gewässer. Zudem legte Maximilian mehr Wert auf die Ausbildung seiner Beamten statt auf deren Stand von Geburt.

Maximilian beschäftigte aber auch diverse Ahnenforscher, die ihm eine direkte Blutlinie zurück zum trojanischen Helden Hektor konstruieren sollten. Der Wunsch wurde ihm unter Spott erfüllt. Eine Verwandtschaft Hektors mit dem biblischen Noah hielt die Wiener theologische Fakultät in einem gezeigten Gutachten letztlich jedoch für unwahrscheinlich.

Zwischen gestern und morgen

Maximilian gehörte zugleich der Welt von gestern und von morgen an. Astronomen erstellten ihm Horoskope, andererseits pflegte er bei politischen Besprechungen Landkarten vor sich auszubreiten. Ganz schmal schmiegt sich an den linken Rand manch einer schon kurz nach der Entdeckung Amerikas Brasiliens Küste. Auch eine der ersten Afrikakarten gehörte ihm. Gesandte versorgten Maximilian mit neuestem Wissen.

Die Nationalbibliothek zeigt ausschließlich Objekte aus eigenen Beständen, Maximilians Bibliothek mit über 300 inventarisierten Bänden gehört dazu. Kurz vor seiner Geburt war der Buchdruck mit beweglichen Lettern erfunden worden, trotzdem wurde zu Maximilians Lebzeiten nur eines seiner Buchprojekte, der Theuerdank, gedruckt.

Er hat die aufgejazzte Aufzählung eigener Abenteuer zwar wie alle seine Werke nicht eigenhändig verfasst, tauschte aber selbst Worte der Autoren aus und stellte Textteile um. Im ausgestellten Fragbuch zu seinem Weißkunig kann man solche Anmerkungen und Korrekturhinweise sehen. Es hat sich für sein Andenken gelohnt. (Michael Wurmitzer, 21.3.2019)