Die Lithiummine nahe Wolfsberg in Kärnten soll spätestens 2022 in Betrieb gehen. Der Eingang liegt 1500 Meter hoch in der Koralpe.

Foto: european lithium

Die Suche nach einer Antwort auf den Vorstoß Chinas und anderer Länder in Sachen Elektromobilität hat in Europa lange gedauert. Asiatische Batteriehersteller, allen voran CATL, LG Chem, SK-Innovation sowie Samsung haben sich ihre Märkte bereits gesichert. Bei Lithium-Ionen-Zellen befinden sich neunzig Prozent der weltweiten Produktionskapazitäten irgendwo in Asien. Nun hat auch Brüssel die Batteriezellenfertigung als strategisch wichtig für den Kontinent eingestuft. Das lässt auch ein Unternehmen hoffen, das in Wolfsberg in Kärnten Lithium abbauen will.

European Lithium heißt das formell australische Unternehmen, das noch heuer eine Aktiengesellschaft österreichischen Rechts werden will. Man sieht sich in der seinerzeitigen Entscheidung bestärkt, in den Lithium-Bergbau in Österreich zu investieren. Nun sucht man Geldgeber, um den geplanten Produktionsstart Ende 2021 / Anfang 2022 zu schaffen.

Der Geldbedarf ist groß. Auf etwa 430 Millionen Dollar, das sind umgerechnet 377 Millionen Euro, taxiert Stefan Müller die notwendigen Investitionen in Kärnten, um die Wertschöpfungskette weitestgehend auszureizen. Müller ist nichtgeschäftsführendes Mitglied der Unternehmensleitung (Non-Executive-Director).

Moderne Technologie

Zu den notwendigen Investitionen zählen Maschinen für den Erzabbau und die Trennung des nichtlithiumhaltigen Materials von lithiumhaltigem. Dieser Prozess soll mit modernster Technologie umweltfreundlich im Berg selbst erfolgen. Für die anschließende Umwandlung des lithiumhaltigen Materials in sogenanntes Lithium-Hydroxid ist der Bau einer Chemiefabrik notwendig. Dafür wird noch ein passendes Grundstück in einer der Anrainergemeinden gesucht.

"Wir können zwischen Angeboten wählen, die zusammen mehr als 300 Hektar umfassen", sagte Müller am Freitag bei einer Projektpräsentation in Wien. Selbst benötige man ein fünf Hektar großes Grundstück, das über logistische Anschlüsse wie Strom, Gas, Wasser und nach Möglichkeit auch Bahn verfügen sollte. Eine Entscheidung soll bis Jahresende fallen. Der Einstieg von European Lithium in Kärnten ist 2011 erfolgt. Die nahe Wolfsberg in der Koralpe gelegene Mine befand sich jahrzehntelang im Besitz der Republik und ist verbunden mit dem Atomkraftwerk Zwentendorf. Das AKW, das nie in Betrieb gegangen ist, sollte mit "heimischem Uran" betrieben werden.

Um einen Schilling verkauft

Statt Uran wurde Lithium entdeckt, das Ende der 1970er, Anfang der 1980er-Jahre keinen Wert hatte. Die Mine wurde 1991 von der damaligen Verstaatlichtenholding ÖIAG um einen symbolischen Schilling an die Kärntner Montanindustrie (KMI) des Industriellen Andreas Henckel-Donnersmarck verkauft. Die KMI, die über die Jahre die Instandhaltung der Grube sicherstellen musste, verkaufte sie vor acht Jahren um kolportierte 9,25 Millionen Euro an die Australier.

Lithium ist einer der essenziellen Rohstoffe für die Produktion leistungsstarker Batterien. Das Leichtmetall findet auch Eingang in stationäre Stromspeicher, Handys und Laptops.

Laut Müller belaufen sich die Produktionskosten in Wolfsberg auf 6500 Dollar je Tonne. Eine unabhängige, vorläufige Machbarkeitsstudie habe ergeben, dass bei einer Gesteinsbewegung von 800.000 Tonnen pro Jahr 10.000 Tonnen Lithium-Hydroxid gewonnen werden können. Bei einem Preis von 16.000 Dollar die Tonne wäre das ein Erlös von fast 9500 Dollar je Tonne.

Schlichtungsverfahren

Nicht alle sind froh über die Aktivitäten von European Lithium, auch wenn in Summe rund 400 Arbeitsplätze entstehen sollen. Allein in der Fabrik sollen im Dreischichtbetrieb 130 Stellen entstehen, 85 Mitarbeiter sollen in der Mine Arbeit finden. Wasserschutzverbände, aber auch Waldbesitzer im betroffenen Gebiet, darunter der Industrielle Gaston Glock, sind sensibilisiert, ein Schlichtungsverfahren mit Letzterem ist im Laufen. Müller ist dennoch optimistisch, dass der Zeitplan hält und sowohl die Umweltverträglichkeitsprüfung für das Chemiewerk als auch die verkürzte UVP für die Mine kein größeres Problem darstellen werden.

In einem Konsortium hat sich European Lithium zuletzt um ausgelobtes Fördergeld des deutschen Wirtschaftsministeriums beworben. Das und andere direkte wie indirekte Zuwendungen sollten die Summe, die European Lithium selbst zu stemmen haben wird, auf knapp 200 Millionen Euro halbieren, glaubt Müller. (Günther Strobl, 23.3.2019)