Die Grünen wollen mehr Brunnen und dadurch kühlendes Wasser – auch in der dicht verbauten Innenstadt.

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250 Meter: Mehr als diese Strecke soll in Zukunft kein Wiener mehr zurücklegen müssen, um von seiner Haustüre zu einer "Grünoase" zu kommen. Zumindest wenn es nach den Wiener Grünen geht. Zum Vergleich: Vom Haupteingang des Stephansdoms zur Pestsäule am Graben sind es 270 Meter. Vom Dom zum Schwedenplatz geht man bereits 450 Meter die Rotenturmstraße entlang.

Diese kurze Distanz zum Grünraum sei machbar, auch in den verbauten Innenstadtbezirken, versicherte die Spitzenkandidatin der Wiener Grünen, Birgit Hebein, bei einer Pressekonferenz am Montag. Es sei eine Zahl, die sie sich nicht einfach ausgedacht, sondern in Abstimmung mit Experten eruiert habe. "Das ist möglich", sagte Hebein. Erreicht soll das ambitionierte Ziel durch "drei Bs" werden – Bankerln, Brunnen, Bäume. Damit sollen Hitzepole in Wien entschärft werden und in der Stadt "flächendeckend kühles Wasser und schattenspendende Bäume" zur Verfügung stehen.

Maßnahmen gegen Hitze

Diese Grünoasen sind eine jener Maßnahmen, mit denen die Stadtgrünen dem Klimawandel und der damit verbundenen Hitze in Wien den Kampf ansagen wollen. Denn "spätestens seit dem letzten Hitzesommer ist den Wienern klar, dass die Klimakrise uns alle betrifft", erklärte die designierte Vizebürgermeisterin Hebein, die im Juni von Maria Vassilakou (Grüne) das Stadtplanungsressort übernimmt. "Wir gehen hier in die Offensive", betonte Hebein. Sie wolle einen "Fünfjahresplan" erstellen.

Darin enthalten seien Ideen, die "relativ kurzfristig umsetzbar" seien und Abkühlung in die Stadt brächten. Dass schon jetzt rund 50 Prozent der Wiener Fläche Grünraum sind, sei "einmalig in Europa", doch einzelne Bezirke seien davon noch weit entfernt.

Mehr Grünräume öffnen

Daher sollen auch in der Stadt neue Grünräume errichtet werden und bestehende Parkanlagen, die der Öffentlichkeit derzeit nicht offen stehen, zurückerobert werden. "Wo wir einen Park brauchen, soll es einen geben", sagte die grüne Frontfrau. So soll etwa die brach liegende Fläche am Verteilerkreis in Favoriten begrünt werden oder der Garten um das Palais Clam-Gallas in der Währinger Straße geöffnet werden. Finanziert werden soll die Grünoffensive durch einen neuen Klimaschutzfonds. In welcher Höhe, ist aber offen.

Angehen will Hebein auch die Begrünung der Innenhöfe. Diese seien zumeist "Betonflächen". Für die Ökopartei seien sie aber eine "gute Chance", für Kühlung zu sorgen. "Nicht jeder kann sich eine Klimaanlage leisten. Der öffentliche Raum wird immer wichtiger."

Bestätigt fühlen sich die Grünen in ihren Forderungen durch die Klimastreiks der Schüler. Ihnen will Hebein auch mehr Gewicht geben: "Wir wollen, dass die Jungen in unserer Stadt mitgestalten." So würden "laufend" Anregungen für Projekte von Jugendlichen eintrudeln. Einige davon will Hebein auch umsetzen – genauere Informationen wollte sie diesbezüglich noch nicht geben. Außer: Wenn sie am 26. Juni das Ressort übernehmen wird, solle ein Konzept zur Einbindung der Jugend auf dem Tisch liegen.

Umdenken von SPÖ gefordert

Die SPÖ müsse bei gewissen Großprojekten nun "umkehren". "Zündeln und löschen gleichzeitig geht nicht", sagte Hebein und meinte etwa den in der Koalition umstrittenen Bau des Lobautunnels. Projekte wie die von Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) an gekündigte Fassadenbegrünung seien nur "Einzelmaßnahmen". Im Kampf gegen die Klimakrise müsse Rot-Grün "noch mehr an einem Strang ziehen".

Von der SPÖ erhalte Hebein allerdings "unterschiedliche Signale", kritisierte sie. Zwar stellte der rote Koalitionspartner sich hinter die Klimademos, habe aber kurze Zeit später über die dritte Piste am Flughafen gejubelt und darüber, dass "Wien noch mehr CO2 in die Atmosphäre blasen soll". (Oona Kroisleitner, 25.3.2019)