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Die Österreicher freuen sich jährlich auf steuerbegünstigtes Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Die Regierung tastet es nicht an.

Foto: Dpa / Daniel Reinhart

Ein Vorschlag zur Abschaffung des Jahressechstels hat die Wogen hochgehen lassen. Die wirtschaftsliberale Denkfabrik Agenda Austria schlug letzte Woche vor, die Begünstigung des 13. und 14. Gehalts abzuschaffen und mit dem losgeeisten Geld die Tarifsenkung zu erhöhen. Damit würden zur favorisierten Entlastung um acht Milliarden Euro weitere sieben Milliarden Euro an Volumen für eine umfassende Reform dazukommen. Kritik hagelte es vor allem von Gewerkschaftsseite.

"Jetzt will man den ArbeitnehmerInnen auch noch das 13. und 14. Gehalt streitig machen", wetterte etwa Metallergewerkschafter Rainer Wimmer. Was der SPÖ-Mann nicht sagte: Die sogenannte Sechstelbegünstigung kommt vor allem höheren Einkommen zugute. Das haben beispielsweise das Wirtschaftsforschungsinstitut und Forscher der Wirtschaftsuniversität analysiert.

Mehr vom Kuchen

Die WU-Ökonomen erklärten in einer Studie: "Betrachtet man die Sechstelbegünstigung genauer, so zeigt sich, dass die SpitzenverdienerInnen im Vergleich zum sogenannten kleinen Mann in einem viel größeren Umfang von dieser Vergünstigung profitieren." Das hat zwei Gründe: Erstens wirkt die Begünstigung – Urlaubs- und Weihnachtsgeld werden nur mit sechs Prozent besteuert – stärker, je höher das Einkommen ist. Zweitens vergrößert die Progression den Vorteil beträchtlich.

Keine Progression

Bei einem kleineren Verdienst steht der sechsprozentige Steuersatz beispielsweise dem "normalen" Grenztarif von 25 Prozent gegenüber. Bei höheren Einkommen fiele ohne Begünstigung ein Steuersatz von 50 Prozent an. Personen, die wegen niedriger Bezüge keine Lohnsteuer zahlen, haben klarerweise gar nichts von der Sechstelbegünstigung.

Die Kammer der Wirtschaftstreuhänder hat schon vor Jahren ein Konzept erarbeitet, das ohne Begünstigung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld auskommt. Aus mehreren Gründen, wie die zuständige Expertin der Kammer, Verena Trenkwalder, schildert. Österreich habe dank Begünstigung tatsächlich niedrigere Steuersätze als durch die Tarife ausgeschildert. Das sei für Investitionen internationaler Konzerne nachteilig, "da wird man ausgeschieden".

Horror für Lohnverrechnung

Zudem sei die Begünstigung aus Sicht der Lohnverrechnung ein Horror, meint Trenkwalder. Wenn beispielsweise Prämien oder Jubiläumsgelder ausbezahlt werden, stellt sich regelmäßig die Frage, wie viel vom Weihnachtsgeld noch steuerschonend ausbezahlt werden kann. Im Steuerkonzept der Kammer heißt es dazu: "Es ist ein offenes Geheimnis, dass eine Eliminierung der begünstigten Besteuerung der Sonderzahlungen das Maß der Komplexität der Personalverrechnung auf einen Schlag in den grünen Bereich bringen würde."

Sind noch nicht mit der Entlastung fertig: Finanzminister Löger (rechts) und Staatssekretär Fuchs.
Foto: Matthias Cremer

Das jetzige System bringe regelmäßig Diskussionsbedarf mit den Arbeitnehmern, in machen Fällen sogar einen Vertrauensverlust in die Lohnverrechnung. Die Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer ist daher überzeugt: Die Begünstigung des 13. und 14. Gehalts "stellt ein österreichisches Unikum dar". Es wäre demnach ein Leichtes, das Jahressechstel "ersatzlos zu eliminieren und dafür die Steuerlast der Dienstnehmer aufkommensneutral zu reduzieren".

Warten auf Steuerreform

Seitens der Regierung scheint es keine Pläne in diese Richtung zu geben, wie Finanzminister Hartwig Löger und Staatssekretär Hubert Fuchs schon mehrfach deponiert haben. Sie ringen derzeit noch um die letzten Details der Reform. Eine ursprünglich für morgen, Mittwoch, erwartete Bekanntgabe der Entlastung wurde dem Vernehmen nach abgeblasen. Erst im Ministerrat nach Ostern soll es nähere Informationen dazu geben, war am Montag aus Regierungskreisen zu hören. (Andreas Schnauder, 8.4.2019)