Beim Eingang sorgte eine Sicherheitsschleuse für Verwirrung, dann Flaggen und ein riesiger roter Teppich. Anlass dafür gab die Konferenz der Parlamentspräsidenten der EU-Mitglieder. Altbundespräsident Heinz Fischer huschte daran vorbei in den Mozart-Saal zum Klangforum Wien, das mit Beiträgen aus Italien, Serbien und Schweden selbst verständlichen kulturellen Pluralismus vorführte, wie immer mit einem ambitionierten Motto: Selbstporträt.

Zwei Komponisten verwendeten den Begriff selbst, auf den dritten, Franco Donatoni, wurde er bei der österreichischen Erstaufführung eines 50 Jahre jungen Stücks eher assoziativ angewendet: Orts (Souvenir No. 2), das aus einer mehrfachen Sezierung von Stockhausens Gruppen entstand, bestach unter dem Dirigat von Bas Wiegers durch intensive, komprimierte Gesten, leuchtend wie ein edler, bizarr und zugleich vollkommen geformter Kristall.

Stilmix mit Kuhglocken

Mit dieser Reinheit war es bei den neueren Stücken vorbei: Erfrischend der Stilmix in Marko Nikodijevićs music box / selbstportrait mit ligeti und strawinsky (und messiaen ist auch dabei), das aller Heterogenität zum Trotz einen überzeugenden Bogen fand, eher rätselhaft die lose aneinandergereihten Episoden von Klas Torstenssons Self-portrait with percussion mit dem fulminanten Solisten Lukas Schiske, wenn etwa Kuhglocken ausgedehnte tonale Akkorde aufmischten: etwas schlicht für ein ziemlich langes Stück. (daen, 9.4.2019)