Salzburg/Wien – Eigentlich wollten eine Salzburgerin und ihr Partner, ein in Österreich lebender Gambier, vergangenen Freitag im Schloss Mirabell in Salzburg ihre Hochzeit feiern. Doch die Fremdenpolizei machte ihnen einen Strich durch die Rechnung und verhaftete den Bräutigam wenige Minuten vor der geplanten Eheschließung. Der Mann sitzt nun in Schubhaft. Die Ehe hätte in jedem Fall nichts an seinem Aufenthaltsrecht geändert – DER STANDARD berichtete.

Hätte die Eheschließung stattgefunden, wäre sie aber vermutlich nicht rechtens: So gibt es konkrete Hinweise darauf, dass die verhinderte Braut seit Jahren mit einem anderen Mann – dem Vater ihrer beiden Kinder – verheiratet ist. Die Hochzeit soll Anfang 2016 in Nigeria, dem Heimatland des Ex-Partners, stattgefunden haben. Entsprechende Fotos der Zeremonie sowie eine Heiratsurkunde liegen dem STANDARD vor.

Die Stadt Salzburg prüft nun, ob das entsprechende Dokument – eine Kopie der Heiratsurkunde – gültig sei. "Seit gestern wissen wir, dass möglicherweise eine aufrechte Ehe besteht", sagt Bernd Huber, der Büroleiter von Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP). Sollte das der Fall sein, wäre die Ehe auch in Österreich gültig. Die Stadt müsste dann eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft wegen versuchter Doppelehe einbringen. Der Frau droht dann ein Strafverfahren: Das Strafmaß für das Delikt der Mehrfach-Ehe liegt bei bis zu drei Jahren Haft.

Widersprüchliche Angaben

Der potenzielle Noch-Ehemann hat jedoch ebenso widersprüchliche Angaben gemacht und bei seiner Wohnsitzmeldung angegeben, dass er ledig sei. Dass ihr Mandant das Kästchen "ledig" angekreuzt habe, sei aber eine "sprachliche Fehlleistung" und ihm nicht bewusst gewesen, schreibt Petra Patzelt, Anwältin des Noch-Ehemanns, in einer Stellungnahme an den STANDARD.

In naher Zukunft werde man außerdem eine Scheidungsklage einbringen, kündigt Patzelt an. Bereits 2018 war ein Scheidungsverfahren anhängig. Der Antrag auf einvernehmliche Scheidung wurde vom Mann jedoch wieder zurückgezogen. Die Frau habe geglaubt, dass es sich in Nigeria um eine "Kulturhochzeit" gehandelt habe, sagte die Anwältin Sabine Zambai des verhinderten Bräutigams gegenüber den "Salzburger Nachrichten". Unabhängig von den familiären Zwistigkeiten und Ungereimtheiten kritisierte Zambai das Einschreiten der Fremdenpolizei am Standesamt. (ruep, van, 9.4.2019)