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Platten, Platten, Platten. Darum dreht es sich kommenden Samstag – da ist nämlich Record Store Day.

Foto: Reuters / Foeger

Ausgezehrte Gesichter, unruhige Augen – so stehen sie Schlange, bei jedem Wetter. Man kennt diese Bilder aus den Tagen des Kalten Kriegs, wenn irgendwo im Osten Menschen in langen Reihen vor Geschäften standen und hofften, zu den wenigen Glücklichen zu zählen, die von der aktuellen Lieferung des realen Sozialismus etwas abbekommen.

Seit 2008 kennt man diese Bilder auch von Plattenläden. An einem Wochenende im April stehen dort Vinyl-Junkies und hoffen, ein paar jener Raritäten zu erwischen, die der jährliche Record Store Day in meist limitierten Auflagen bietet.

Privat geführte Läden only

Kommenden Samstag ist es wieder soweit: Der Record Store Day 2019 wird abgehalten. Ins Leben gerufen hat den Record Store Day 2007 der US-amerikanische Plattenladenbesitzer Chris Brown. Er wollte so dem schleichenden Tod von Plattengeschäften etwas entgegensetzen. Labels sollten dafür nur in unabhängigen und von Privatpersonen betrieben Läden Platten anbieten – keine CDs, nein, Vinyl only. Das Konzept ging auf, der Record Store Day gilt den meisten Plattenläden heute als jener Tag im Jahr, an dem sie den meisten Umsatz machen.

Dabei ist das Konzept heute vielfach pervertiert. Die Idee, das Geschäft aus dem Netz in den Shop zu verlagern, sieht heute oft so aus, dass sich manche wie Geier auf die Platten stürzen, um sie hernach im Netz um einen höheren Preis weiter zu verscherbeln.

Kritik erntete auch, dass Majors den Tag für ihre Produkte vereinnahmten. Das bedeutet vor allem für kleinere Label Probleme, da diese in den wenigen Presswerken hinter den Majors als größeren und wichtigeren Kunden nachgereiht werden und so ihre Produkte oft nicht rechtzeitig fertig werden. Hierzulande können kleine Labels mittlerweile zu Austrovinyl ausweichen.

Zusätzliche Rabatte

Trotz allem Ungemach ist der Tag wichtig für die Shops. Viele – wie etwa der Record Bag in Wien – öffnen eine Stunde früher und geben auch auf den Rest ihres Sortiments Rabatte. Ein Kollateralsegen, der daran erinnern soll, dass nicht nur Jeff Bezos Record Shop Platten im Angebot hat.

Die Liste aller Angebote des heurigen RSD finden Sie hier, die Liste der teilnehmenden Shops nach dem Artikel. Jedes Jahr gibt es einen symbolischen Botschafter des RSD. Heuer übernahm die US-Band Pearl Jam den Job. Ob Eddie Vedder und Co sich am Samstag in einem Plattenladen sehen lassen?

Stammdealer pflegen

Am ehesten wohl bei Bop Street Records in ihrer Heimatstadt. Zumindest verzieren dort ihre Autogramme die Wand hinter der Budl des Shops, der der größte Plattenladen im Nordwesten der USA sein soll. Wer einmal dort war, glaubt es sofort. Aber den kann man am Montag auch noch besuchen. Am Samstag sollte man seine Stammdealer besuchen, damit sie solche bleiben können. Im Anschluss finden Sie eine Liste aller Shops, die hierzulande am RSD teilnehmen. (Karl Fluch, 10.4.2019)