Auch die Voestalpine ist mit einigem Engagement auf das Thema aufgesprungen – hier das voestalpine-eigene FIA Formel E Gen2 Auto in der Kontiglühe am Standort Linz.

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Rom – Die Formel E fährt auf der Überholspur in die Zukunft, zumindest wenn es nach ihren Machern wie Gründer Alejandro Agag geht. "Wir sind die zweitbeste Serie nach der Formel 1, die zweitbeste Station für die Fahrer. Das ist eine fantastische Leistung", sagte Agag vor dem Auftakt der Europarennen in Rom. "Aber wir müssen mit den Füßen am Boden bleiben, es gibt noch viel zu tun."

Im fünften Jahr ihres Bestehens kommen die Verfechter der Akku-Autos betont euphorisch und immer selbstbewusster daher. Anfängliche Schwierigkeiten seien überstanden. "Wir entwickeln uns in die richtige Richtung", meinte Agag. "Die erste Challenge – zu überleben – haben wir geschafft. Jetzt müssen wir sehen, wie wir auf das nächste Level kommen."

Viel wird dieser Tage über das Konkurrenzverhältnis zur Königsklasse Formel 1 gesprochen. Auch weil ausgewiesene Benzinbrüder wie der frühere F1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone und Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton jüngst Sympathien für die Strom-Serie bekundeten. Noch stellt die Formel E keine Machtansprüche. "Die Formel 1 wird nie ersetzt werden. Weil sie etwas hat, das wir nicht haben können: die Geschichte", sagte Agag.

Serien könnten verschmelzen

Der von Medien gelegentlich als Ecclestone der Formel E titulierte Spanier stellte in den Raum, dass beide Serien zukünftig verschmelzen könnten. "Es könnte sein, dass wir an einem Punkt ankommen, wo sich Formel 1 und Formel E zu einer Serie zusammenschließen. Aber das wird nicht in den nächsten fünf Jahren passieren", meinte Agag. Die Entwicklungsrichtung sei aber klar. "Die Zukunft ist elektrisch, daran führt kein Weg vorbei." Doch selbst dann, so seine Gedankenspielerei, könnte es zwei Klassen geben. Eine, die wie die Formel 1 auf konstruierten Rennstrecken ihre Runden dreht, und eine leistungsschwächere auf Stadtkursen.

Schon jetzt sehen viele bekannte Hersteller die "grüne" Serie als Entwicklungsplattform für neue Automobiltechnologien. Audi, BMW und Jaguar sind bereits in der laufenden Saison dabei, Porsche und Mercedes etwa kommen in der nächsten dazu. Und die Grundidee der Elektro-Formel, die neben dem "grünen" Label auch lautet, den Sport zu den Menschen in die Stadt zu bringen, stößt – ortsabhängig – durchaus auf reges Interesse. Die 35.000 für Samstag auf dem Circuito Cittadino dell'EUR aufgelegten Karten hätten sich laut Agag innerhalb eines Tages verkauft. Das Rennen in Rom bildete den Auftakt der fünf "voestalpine European Races".

Cash-Cow

Die Formel E, die anfangs kein Wunschkind war, wächst offenbar zur Cash-Cow heran. Nach einkalkulierten Verlusten, wie etwa für die Ausrichtungskosten anstatt der Städte selbst aufzukommen, stünden Anfragen interessierter Destinationen mit "guten finanziellen Paketen" nun quasi auf der Tagesordnung. Agag will allein in der Vorwoche zehn Städte gezählt haben. Und sogar Ecclestone erklärte kürzlich: "Mein Herz schlägt natürlich immer für die Formel 1. Aber kommerziell betrachtet würde ich mich eher für die Formel E entscheiden."

Wie bisher sollen auch künftig 13 Rennen im Kalender stehen – offiziell zum Schutz der Rennställe. "Ich will nicht mehr Rennen veranstalten, weil das die Kosten für die Teams in die Höhe treiben würde. Bei jeder Stadt, die reinkommt, muss eine raus", erklärte Agag. "Diese Teams sind wie Kinder. Wenn man sie lässt, geben sie das ganze Geld aus, das sie haben." Das gelte auch für die Entwicklung der Rennautos, weshalb Felipe Massa und Co. derzeit Einheitswägen – nur der Antriebsstrang und die Software werden individuell entwickelt – pilotieren. Doch schon bei der nächsten Auto-Generation (Gen3) dürfte den Herstellern mehr Entwicklungs-Spielraum eingeräumt werden. (Marc Eder aus Rom, APA, 13.4.2019)