Die Hormone, sagt man, trieben im Frühling ein böses Spiel. Gerade Männer – sagen wir jetzt nicht im gesetzten Alter, berufen wir uns lieber auf ihren gewissen Status – beginnen dann oft sich ihrer Jugendliebe zu erinnern. Mit jedem Tag, an dem man der längst vergangenen Blüte nachhängt, wird klarer, dass man sich nie hätte trennen dürfen. Ganz egal, ob sie nun mit Vornamen Giulia oder Mercedes hieß, Isabella oder Neunelfa. Und wenn man da nicht gut aufpasst, dann kann es passieren, dass man der Versuchung erliegt, diese alte Liebe noch einmal zu erobern.

Im Winter geben Oldtimer wie dieser Jaguar C-Type ja Ruh, aber im Frühling suchen sie gern einen neuen Besitzer.
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Damit ist der größte Fehler, den man machen kann, schon passiert. Denn man wird seine Jugend nicht zurückbekommen, nur weil man sich den Wagen aus dieser Zeit nach Hause stellt. Aber das ist ein Argument, das völlig in die Leere rennt, wenn Amor seinen rostigen Pfeil erst einmal abgeschossen hat. Jetzt geht es vielmehr darum, keine Folgefehler mehr zu machen. Und das ist gar nicht so einfach, denn in sich gekehrt, darf man wenigstens sich selbst gegenüber eingestehen, dass man keine Ahnung von Autos und im Besonderen von alten Autos hat. Hätte man diese nämlich, würde man erfolgreich Oldtimer verkaufen, statt sich frischen Rost in die Garage zu stellen. Sie merken, man hat als Käufer schon von Haus aus ein gewisses Defizit.

Das will man sich aber nicht eingestehen und schon gar nicht auf sich sitzen lassen. Darum kauft man alles an Literatur zusammen, was es über diesen einen Wagen gibt. Nach wenigen Wochen weiß man, welcher Motor gut ist, von welchem man die Finger lassen muss. Wo die Schwachstellen dieses Autos sind, wo die Kiste am ehesten zu gammeln beginnt, wo seinerzeit die wildesten Reparaturstaus passiert sind, hat man bald im kleinen Finger.

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Es muss nicht immer Porsche oder Bentley sein. Ein Skoda Felicia ist ja auch ein schönes Auto.
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Mit diesem Vorsprung ausgerüstet, beginnt man auf diversen Internetportalen zu stöbern. Es dauert gar nicht lange, bis man in seiner Vermutung bestärkt wird, dass alle anderen schlicht nicht den blassen Dunst von einem Hauch einer Ahnung haben. Wie sonst soll man sich erklären, dass die ganzen alten Kübel viel zu teuer inseriert sind? In der Folge beginnt man sich also zu fragen, ob man sich lieber ein billigeres Exemplar nimmt, an dem noch ein bisserl was zu richten ist, oder einen der viel teureren Wagen kauft, der dafür gut aussieht und sogar fährt.

Angeschmiert

Natürlich liegt da schnell die Idee nahe, eigene Arbeit zu investieren. Das bringt einen dem Objekt der Begierde ja auch gleich viel näher, wenn man jede Schraube kennt. Außerdem wissen wir alle, dass der Vorteil der alten Autos ist, dass man selber noch was richten konnte. Das hat schon der Opa immer gesagt. Und bewiesen.

Ein Dort Touring, Baujahr 1922, sorgt überall für viel Aufsehen, falls wer darauf steht.
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Nur, der Opa fuhr halt einen Käfer, Ersatzteile gab es an jeder Ecke, und Opa wusste, an welchem Ende man ein Werkzeug angreift. Kommt noch dazu, dass Opa nicht mit Schrauben zu tun hatte, die 50 Jahre lang vom Rost zerfressen wurden. Aber so weit sind wir noch gar nicht, dass wir, völlig ölverschmiert, fluchend im oder unter dem Auto liegen. Weil davor taucht ein anderes Problem auf.

Oldtimer sind teuer und machen Arbeit. Da ist es gut, wenn man sich an einen stilvollen Kauf erinnern kann.
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Das ganze mühsam angeeignete Fachwissen ist nämlich für die Wetti-Tant. Natürlich weiß jeder Verkäufer, wo die Schwachstellen seines Oldies sind, und hat sich gerade um die bestens gekümmert oder weiß, warum gerade diese Stelle schnell gerichtet ist. Sofort hat man den Verdacht, man wird vorgeführt. Für blöde Fragen wird man sogar ausgelacht. Nicht böse. Ganz milde. Man versteht also schnell: So geht es nicht. Mit Stil kauft man einen Oldtimer ganz anders. Und das geht so:

Suchen Sie ihr Lieblingsauto – im Netz oder beim Händler. Infrage kommen nur Fahrzeuge, die perfekt aussehen. Dann überlegen Sie sich ein x-beliebiges Detail am Auto, das Sie sich ansehen werden. Das Hinterachsdifferenzial oder irgendwas im Motor, ideal ist der Getriebesandeinfüllstutzen. Es ist völlig egal, was es wirklich ist. Entscheidend ist nur, dass Sie einen gezielten, genauen Blick dorthin machen, dann heben Sie den Kopf, lächeln kurz, und wenn Sie dem Verkäufer wieder in die Augen schauen, friert Ihr Gesicht wieder ein. Drücken Sie ihm ohne Verhandeln den Betrag vom Inserat in die Hand und lassen Sie ihn schnell den vorbereiteten Kaufvertrag unterschreiben. Was glauben Sie, wie der Verkäufer dreinschaut und sich in der Sekunde sicher ist, dass diese Runde Sie gewonnen haben? Und Ihnen kann es wurscht sein. Beim Oldtimerkauf zahlen Sie ja sowieso drauf. Jeden Tag, an dem Sie die Kiste besitzen. (Guido Gluschitsch, 23.4.2019)