Manchmal kann einem auch H.-C. Strache leidtun. Kurz nachdem er die Maschek-Polemik "vom Neo-Nazi zum Sportminister" hinnehmen musste – eine klassische Halbwahrheit, denn Strache ist auch Minister für den Öffentlichen Dienst und nicht nur für Sport -, prasselt schon wieder Kritik auf ihn ein. Dabei wollte er vermutlich nur ein gut gemeintes Zeichen setzen.

Als Reaktion auf Vorwürfe, er würde seine Facebook-Seite zu oft mit krone.at verlinken, der offiziellen Webpage seines inoffiziellen Propagandabeauftragten Richard "Schmalbart-News" Schmitt, hat der Vizekanzler unlängst, offenbar im Sinne gelebter Medienvielfalt, auf das Anti-Mainstream-Medium "Zaronews" verwiesen. Dass diese Plattform zu den Themen Hitler und Holocaust Ansichten vertritt, die sonst nur im Rahmen von Gastvorträgen bei der FPÖ-Kaderschmiede Burschenschaft Olympia offen ausgesprochen werden, wurde perfiderweise ausgerechnet am 20. 4. aufgedeckt. Ein Datum, das diesmal für manche Deutsch-Nationale geradezu beglückend symbolhaft mit dem Fest der Auferstehung zusammenfiel und somit den österlichen Brauch des Eierpeckens perfekt mit dem geburtstäglichen des Eiernockerl-Verzehrs vereinte.

Nun fordern einige den Facebook-Pechvogel Strache (wir erinnern uns an seine fröhlichen Identitären-Wirtshaus-Fotos, deren Echtheit er unfreiwillig bestätigte) zum Rücktritt auf oder verlangen eine scharfe Reaktion des Bundeskanzlers. Dass Kurz zu dieser Causa bislang nicht einmal sein zartes "widerlich" verlauten ließ, liegt möglicherweise daran, dass er derzeit selbst mit politischem Extremismus in seiner Partei zu kämpfen hat. Nämlich mit dem von links.

Linke Agenda

Die Gefahr erstmals benannt hat der (vor allem in Bayern) gefeierte Hypo-Alpe-Adria-Troubleshooter und legendenumrankte Womanizer Josef Pröll. Die ehemalige ÖVP-Zukunftshoffnung erkannte dieser Tage, worin das wahre Problem der anderen ehemaligen ÖVP-Zukunftshoffnung Reinhold Mitterlehner liege: in dessen "linker Positionierung".

Ein Befund, der einem die Augen öffnet. Denn nun erscheint klar, dass auch andere vermeintlich konservative Kritiker des Bundeskanzlers eine linke Agenda verfolgen. Dass zum Beispiel Christian Konrad meint, die ÖVP sei keine christlich-soziale Partei mehr, erklärt sich, wenn man bedenkt, wie viele Jahre er Capo einer sich ungeniert als "Genossenschaft" bezeichnenden Organisation war. Ähnliches gilt für den verkappten Befreiungstheologen Christoph Schönborn, den neomarxistischen IV-Präsidenten Georg Kapsch und auch für Prölls anarcho-chaotischen Onkel, der als Freund linksradikaler Künstler (Turrini, Deix, Buchbinder) entlarvt wurde.

Wenn Mitterlehner und Genossen also jetzt fordern, die Regierung möge Sach- statt Symbolpolitik machen und sich endlich um reale Probleme (Pensionen, Pflege, Klimawandel) kümmern, gilt es für Kurz, diesen Angriff der mit links-link verharmlosend beschriebenen Linker-Linksten abzuwehren. Danach kann er sich wieder um die Extremismus-Probleme seines Koalitionspartners kümmern: Eine Neu-Kalibrierung der politischen Links/Rechts-Achse wäre wohl auch für die FPÖ die einfachste Lösung. (Florian Scheuba, 25.4.2019)