Wien – Von allergischem Asthma und allergischem Schnupfen sind rund 70 bis 100 Millionen Europäer betroffen. Allergisches Asthma wird durch eine Abwehrreaktion der Lunge auf das Einatmen von Allergenen wie Gras-, Baum- und Ragweedpollen ausgelöst und führt zu pfeifendem Atmen, Husten und Kurzatmigkeit.

"Allergisches Asthma kann ein chronisches Leiden sein, tritt aber oft nur zeitweise auf – wenn Menschen beispielsweise mit Allergenen, auf die sie sensibilisiert sind, in Kontakt kommen. Saisonales Asthma zum Beispiel, das durch Baumpollen hervorgerufen wird, führt bei einer Person, die zu anderen Zeiten keine Lungenprobleme aufweist, zu Asthmaanfällen, wenn die Pollen in der Luft sind", erklärt Michelle Epstein vom Experimentellen Allergologie-Labor an der Universitätsklinik für Dermatologie der Med-Uni Wien.

Immunologisches Gedächtnis

Forscher der Med-Uni Wien fanden nun heraus, dass spezielle Helferzellen, sogenannte Th2-TRMs (T-helper 2-tissue resident memory cells), dafür verantwortlich sind, dass Asthmatiker, kurz nachdem sie Allergene eingeatmet haben, Asthmaanfälle erleiden und dass diese Anfälle ein Leben lang auftreten können.

Konkret untersuchten die Wissenschafter Th2-TRMs in der Lunge von Mäusen mit allergischem Asthma während der Remission und charakterisierten diese Zellen nach dem Kontakt mit dem Allergen. Nachdem sie die meisten T-Zellen im Tier eliminiert hatten, blockierten sie die Immunzellen, damit diese nicht aus der Lunge abwandern konnten.

"Unsere Studie zeigt erstmals, dass Th2-TRMs über 600 Tage in der Lunge verbleiben und beweist, dass immunologisches Gedächtnis bereits nach dem ersten Anfall von allergischem Asthma induziert wird, und die Gedächtnis-T-Zellen ein Leben lang erhalten bleiben", sagt Studienleiterin Michelle Epstein.

Bis zu 200.00 Gedächtniszellen in der Lunge

Die Forscher fanden heraus, dass von den etwa 100 Millionen Lungenzellen in der Lunge rund 150.000 bis 200.000 Gedächtniszellen sind. Diese Zellen wandern nicht aus der Lunge ab, sondern werden aktiviert, um auf das eingeatmete Allergen zu reagieren.

Diese Ergebnisse könnten erklären, warum ein Großteil der Patienten mit allergischem Asthma ein ganzes Leben lang allergisch reagiert und dass, wenn diese dauerhaft dem Allergen ausgesetzt sind, sich die Anzahl der Th2-TRMs bei weiterem Kontakt mit dem Allergen möglicherweise erhöht und zu noch schwererem Asthma führt.

"Wenn man auf diese Gedächtniszellen abzielt, könnte das möglicherweise zu Therapien für Patienten mit allergischem Asthma führen. Dazu ist es notwendig, einen Weg zu finden, dass diese Zellen selektiv eliminiert werden, ohne andere Gedächtnis-T-Zellen zu beeinträchtigen, die uns vor Bakterien und Viren schützen", erklärt Mitautor Sahar Kazemi.

Was Asthma kostet

Die jährliche wirtschaftliche Belastung durch allergisches Asthma in der EU wird auf einen Betrag zwischen 55 und 151 Milliarden Euro geschätzt. Daher würden neue, innovative Behandlungsmethoden helfen, diese Kosten deutlich reduzieren. (red, 29.4.2019)