Gestreckt, flach, elegant kommt der Peugeot 508 SW daher – das kostet ein klein wenig praktisches Talent.

Foto: Andreas Stockinger

Die GT-Version ist das sportive Topmodell, die 225 Turbo-PS erstellt ein 1,6-Liter-Vierzylinder.

Foto: Andreas Stockinger

Das Pseudo-HUD, seit Jahren ein USP bei Peugeot, ist immer noch gewöhnungsbedürftig.

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Der Kofferraum fasst 530 bis 1780 Liter.

Foto: Andreas Stockinger

Er ist der Einzige seiner Art mit rahmenlosen Seitenfenstern – die Geburt des Kombis aus dem Geiste des Coupés, oder so. Beglückt steht man vor diesem Beau, PSA-Österreich-Pressechef Christoph Stummvoll hat extra ein paar Vorserienautos zum Testen ins Land geholt, darum die französischen Kennzeichen. Doch da, dies war der zweite Eindruck, gab es noch ein paar Kinderkrankheiten.

"Hausgemachter Klimawandel" hätten wir darum fast getitelt nach einer Fahrt von Wien nach Fuschl (es geschah aber auch sonst öfter). Denn: Draußen hatte es 13 Grad, drinnen sorgte die Lüftung für volles Rohr Frischluft ebendieser Temperatur. Klima überhaupt abstellen? Es weht der Wind. Lüftungsdüsen schließen? Im Fußraum bläst es stärker. Da steigst du halb erfroren aus, wie früher winters aus dem Käfer. Und mag's ein Löwe nicht eigentlich warm?

Löwe und Kralle

Wie gesagt, Vorserie. Aber Löwenmarke? Peugeot pflegt weiter den theriomorphen Ansatz. Das Emblem rührt her aus der Heraldik, ist behaust im Mythologem des christlichen Mittelalters und seiner klerikal-höfisch-aristokratischen Hochkultur, siehe etwa auch Notre-Dame, siehe Richard Löwenherz. Wobei sie neben dem Löwen als Signet neuerdings immer mehr Kralle zeigen: Die LED-Verlängerung die Hauptscheinwerfer runter in die Stoßfänger sind keine Kommas, sondern eben als Klaue gedacht, die je drei in die Heckleuchtengrafik eingearbeiteten auch. Wobei: Hat der Leu nicht deren viere pro Pranke?

Egal, sonst stimmt die Rechnung auf ganzer Linie. Frankophile Menschen – und nicht nur die – finden einen praktischen Mittelklassekombi vor, der hinsichtlich Eleganz und ästhetischer Aussage seinesgleichen sucht, und das in der ohnehin fast durchgehend gefälligen Gattung der Kombis.

Ebenen und Positionen

Innen vorne haben die Designer das obere Sicht- und Bedienfeld in zwei Subebenen aufgedröselt, in Fahrer(in)sichtachse liegt dieses Pseudo-HUD, seit Jahren ein USP bei Peugeot und immer noch gewöhnungsbedürftig, weil man für das kleine Lenkrad so schwer eine ergonomisch befriedigende Position findet, ohne Instrumentendaten oben zu verdecken. In dieser Ebene jedenfalls befinden sich auch Warnblinker und Lüftungsdüsen (war da was?), die Etage darunter beherbergt im Wesentlichen den Berührungsbildschirm mit seinen klaviertastenartigen Haupthemen-Anwahlstellen – Unterhaltung, Klima, Navi etc.

Da man dem sicherheitsmäßig bedenklichen Tatsch-Trend ohnehin nicht entkommt, nehmen wir ihn als gegeben; der Peugeot-Ansatz mit Fingerauflage ist dabei nicht der schlechtesten einer.

Den Alltagsnutzen haben wir auch gleich gründlich geprüft, der Kofferraum fasst 530 bis 1780 Liter, mit kurzem Zug an jeweils einer Klappe rechts oder/und links im Kofferraum legt man die Rückbank rechts oder links oder ganz um, wie man das von anderen Kombis kennt. Fächer und Ablagen gibt es auch im Innenraum ausreichend, es sei nur erwähnt, weil das beim Vorgänger Mangelware war, speziell mittig.

Fahrkapitel?

GT stand beim Testwagen drauf. Dann sind also 225 PS drin. Ein Vierzylinder-Turbo-Otto, so spritzig, wie zu erwarten war, das Klangbild dabei dünn bis ansatzweise kernig, die Lenkung könnte eine Spur mehr Direktheit vertragen angesichts des GT-Anspruchs, das straffe Fahrwerk, das sich im Sport-Modus nochmal versteift, wirkt jedenfalls angemessen. Allerdings hat das mit dem Klischee der französischen Sänfte überhaupt nichts zu tun – nur für den Fall, dass Sie das hier beim 508 SW suchen sollten -, und bei kurzen Wellen wird es mitunter ein wenig holprig. Unser Verbrauch bei stadt- und autobahnlastigem Testprofil lag auf knapp über neun Litern je 100 km, auch da gilt womöglich: Vorserie.

Dass noch Kombis gebaut werden bei dieser SUV-Schwemme, ist an sich schon erfreulich. Wenn er dann noch so chic ist wie dieser, ist der Tag gerettet. (Andreas Stockinger, 5.5.2019)