Am kommenden Samstag wählt die evangelische Kirche ihren neuen Bischof.

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Die drei von der Bischofswahl: Michael Chalupka, Andreas Hochmeier, Manfred Sauer.

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Zumindest eines ist bereits vor der Wahl klar: Es wird keine Bischöfin werden. Obwohl in der evangelischen Kirche A. B. bekanntlich auch für die Frauen die Möglichkeit besteht, auf dem Chefsessel Platz zu nehmen, werden sich am kommenden Samstag mit dem ehemaligen Diakonie-Direktor Michael Chalupka, Kärntens Superintendenten Manfred Sauer und dem oberösterreichischen Pfarrer Andreas Hochmeir drei Männer der Wahl um das höchste Amt stellen.

Lange Wahlmöglichkeiten

Wobei man innerkirchlich im Vorfeld durchaus bemüht war, auch Frauen ins Rennen zu schicken. Konkret seien für die Wahl auch "qualifizierte Amtsträgerinnen" angefragt worden, heißt es dazu auf STANDARD-Anfrage. Das Problem dabei: Damit eine Nominierung erfolgen kann, muss eine Zustimmungserklärung der betreffenden Person vorliegen. Das war auf Frauenseite nicht der Fall. Hintergrund ist, dass man sich um das Bischofsamt nicht bewerben kann. Kandidatinnen und Kandidaten werden durch die Superintendentialversammlungen nominiert. Dort kommen die Delegierten der Pfarrgemeinden der jeweiligen Diözese zusammen.

Die Wahlsitzung der Synode findet im Wiener Albert-Schweitzer-Haus statt. Vor der Wahl werden sich die Kandidaten den über 60 Mitgliedern der gesamtösterreichischen Synode vorstellen. Die Synodalen haben anschließend die Möglichkeit, Fragen an die Kandidaten zu richten. Die Wahl findet in geheimer Abstimmung statt, notwendig ist eine Zweidrittelmehrheit. Womit sich das Prozedere durchaus in die Länge ziehen kann. Theoretisch sind laut Synodenpräsident Peter Krömer nach der Kirchenverfassung maximal 14 Wahlgänge möglich. Auch bei späteren Wahlgängen bleibt es bei der Zweidrittelmehrheit.

Beste Haltungsnote

Der bisherige Amtsinhaber Michael Bünker, der nun nach seiner regulären Amtszeit von zwölf Jahren in Pension geht, musste etwa 2007 sieben Wahlrunden überstehen, ehe er den Sack zumachen konnte und im Jänner 2008 sein Amt als sechster Bischof der Evangelischen Kirche A. B. antreten konnte. Angelegt hat der Pfarrerssohn das Amt stets hochpolitisch. Bünker war, im durchaus positiven Sinn, mit Sicherheit der lauteste aller heimischen Bischöfe. Kantig, unbequem aber nicht untergriffig. Insbesondere in der Flüchtlingsdiskussion, aber auch zuletzt in der Karfreitagsdebatte war es nie der moralische Zeigefinger, sondern die klare Haltung Bünkers, die die Politik zu einer oft notwendigen Nachdenkpause veranlasste. Will man künftig ein politisches Bischofsamt, so hat wohl Michael Chalupka die größten Chancen.

Linksliberales Aushängeschild

Chalupka wurde 1960 in Graz geboren, war Pfarrer in Mistelbach, steirischer Fachinspektor für Religionsunterricht, von 1994 bis 2018 Direktor der evangelischen Hilfsorganisation Diakonie und ist seitdem Geschäftsführer der Diakonie Bildung. Als langjähriger Diakonie-Direktor hatte er sich regelmäßig zu tagespolitischen Themen weitgehend unverblümt geäußert. Vor allem aufgrund seines Einsatzes für Armutsbekämpfung und Flüchtlinge gilt Chalupka als linksliberales Aushängeschild der evangelischen Kirche.

Pfarrer Andreas Hochmeier, mit 44 Jahren jüngster und am wenigsten bekannter Kandidat, ist seit 2004 Pfarrer im oberösterreichischen Wallern. 2012 wurde er zum Senior und damit zu einem der Stellvertreter des oberösterreichischen Superintendenten gewählt. In der Entscheidung der Lutheraner zur Segnung homosexueller Paare kommt Hochmeir übrigens aus einer Diözese, in der sich eine Mehrheit der Gemeinden gegen eine Öffnung ausgesprochen hat.

Sauer wurde 1960 in Bernstein (Burgenland) geboren und war ab 1987 Pfarrer in Pörtschach am Wörthersee. 2001 wurde er zum Superintendenten der Diözese Kärnten/Osttirol gewählt, 2014 erfolgte die Wiederwahl. Für Wirbel sorgte Sauer vor Jahren mit seinem Lob für Jörg Haider in einem Hirtenbrief nach dessen Unfalltod. Die ehemalige Superintendentin Gertraud Knoll trat danach aus Protest aus der Kirche aus. (Markus Rohrhofer, 3.5.2019)