Linz – Er hätte sich "durchaus ein wenig mehr Einarbeitungszeit gewünscht", gesteht Georg Brockmeyer am Montag anlässlich seines ersten öffentlichen Auftritts in neuer Funktion. Der ehemalige Kommunikationsleiter der Bundes-SPÖ wurde am Vormittag im oberösterreichischen Parteivorstand einstimmig zum neuen Geschäftsführer der roten Landespartei gewählt.

Außerhalb der "Wiener Blase"

Und die erste Bewährungsprobe folgt mit der Nationalratswahl im Herbst umgehend. Punkten wollen Parteichefin Birgit Gerstorfer und Brockmeyer in Oberösterreich vor allem mit klassischen SPÖ-Themen wie leistbarem Wohnen, Pflege und Pensionen, aber auch Umweltschutz. Seine Aufgabe sieht der 44-Jährige dabei in einer besseren Kommunikation: "Wir wollen immer die Welt retten, kommunizieren das aber nicht zugespitzt genug." Es sei daher notwendig "zu erklären, warum wir etwas tun, nicht wie", um auch außerhalb der "Wiener Blase" zu punkten.

Bundesharmonie

Mit der beruflichen Verortung dürfte es übrigens noch ein wenig dauern: Bei der Antrittspressekonferenz merkte der gebürtige Deutsche nämlich noch an, er freue sich, "für die SPD tätig zu sein" – um sich dann rasch der SPÖ zu besinnen. Wobei der "Schorsch" einst tatsächlich für die SPD tätig war. Der damalige Parteichef Christian Kern holte Brockmeyer nämlich im März 2018 von der SPD Niedersachsen nach Wien. Nach dem Wechsel an der Parteispitze und internen Turbulenzen musste er im Oktober aber bereits wieder gehen. Nachtragend zeigt sich Brockmeyer heute nicht: "Es gibt ein gutes Einvernehmen mit der Bundespartei."

Heikle Bekanntschaft

Durchaus verschnupft reagiert der neue Landesparteimanager aber auf Fragen nach der einstigen Zusammenarbeit mit Dirty-Campaigning-Organisator Tal Silberstein: "Darüber möchte ich nicht reden, der hat mit mir nichts zu tun. Ich habe Tal Silberstein nachweislich zum letzten Mal vor 13 Jahren in einem Café in Tel Aviv getroffen."

Und auf die Frage, ob er nicht Angst habe, dass die oberösterreichischen Genossen "auf einen Piefke" eher zurückhaltend reagieren könnten, entgegnet Brockmeyer: "Mir gefällt erstens das Wort 'Marmeladinger', und zweitens hat man mir seit meinem Parteieintritt 1998 noch nie meine deutschen Wurzeln zum Vorwurf gemacht." (Markus Rohrhofer, 3.6.2019)