Basel – Paläontologen sind in der Schweiz auf die Überreste eines Fleischfressers aus dem Eozän gestoßen, der um einiges größer als seine Zeitgenossen war. Die Spezies erhielt die Bezeichnung Cartierodon egerkingensis. Sie setzt sich zusammen aus einer Würdigung des Sammlers Robert Cartier, dem griechischen Wort für Zahn (Odon) sowie dem Fundort Egerkingen.

Das Tier wurde der Gruppe der Hyaenodonten zugerechnet, deren Platz im Stammbaum der Säugetiere noch immer Gegenstand von Debatten ist. Diese urzeitlichen Fleischfresser sind deutlich älter als die eigentlichen Raubtiere (Carnivora) – Hunde, Katzen, Bären, Robben und andere –, Cartierodon etwa lebte vor rund 44 Millionen Jahren. Es ist aber noch nicht zweifelsfrei geklärt, ob die Hyaenodonten Urahnen der Carnivora waren, eine Schwestergruppe – oder womöglich gar nicht sonderlich eng mit den heutigen Raubtieren verwandt.

Der Fleischfresser aus dem Eozän im Größenvergleich mit einem typischen Allesfresser aus dem Holozän.
Illustration: Naturhistorisches Museum Basel

Mit einer Länge von etwa einem Meter und einem Gewicht von 30 Kilogramm war das Tier nach den Maßstäben späterer Zeitalter kein Riese – für seine Zeit allerdings schon: Bislang ging die Wissenschaft davon aus, dass die frühen europäischen Hyaenodonten eine maximale Körperlänge von rund 70 Zentimetern erreicht hatten. Exemplare, die über 20 Kilogramm wogen, waren bis dato nicht bekannt.

Dass Cartierodon die Körperdimensionen seiner Verwandten um 50 Prozent übertraf, könnte ihn allerdings über eine entscheidende Grenze gehievt haben: In der Säugetierbiologie gilt nämlich die Faustregel, dass Raubtiere mit einem Körpergewicht von unter 20 Kilogramm nur Beutetiere jagen, die kleiner sind als sie. Über 20 Kilogramm schwere Räuber hingegen machen auch Jagd auf Beutetiere, die größer als sie sein können.

Fund zum zweiten Mal gemacht

Der aktuelle Fund wurde übrigens nicht im Erdboden gemacht, sondern in den Beständen des Naturhistorischen Museums Basel. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Zähne und Kieferfragmente des Tiers ausgegraben und seither in den Sammlungen des Museums aufbewahrt. Der Museums-Paläontologe Bastien Mennecart untersuchte sie nun gemeinsam mit Floreal Sole vom Königlichen Belgischen Institut für Naturwissenschaften. (red, 17. 6. 2019)