Für den Verfassungsrechtler Manfried Welan gehörte Peter Gerlich zu den "Vätern der Politikwissenschaft in Österreich", hatte er doch in den 1970ern die Disziplin maßgeblich mitentwickelt.

Foto: Christian Fischer

Wien – Der Politikwissenschafter Peter Gerlich ist tot. Er ist, wie der APA von der Universität Wien bestätigt wurde, bereits am 13. Juni nach langer, schwerer Krankheit im 80. Lebensjahr verstorben. Für den Verfassungsrechtler Manfried Welan gehörte Peter Gerlich zu den "Vätern der Politikwissenschaft in Österreich", hatte er doch in den 1970ern die Disziplin maßgeblich mitentwickelt.

Seine Markenzeichen seien "einmalige Unabhängigkeit und Objektivität" und "einmalige Unvoreingenommenheit", streute Welan Gerlich in einer Festschrift 2010 anlässlich dessen 70. Geburtstags Rosen. Weil aber "kein 'Medienprofessor'", sei er einer breiten Öffentlichkeit auch nicht so bekannt wie manch anderer Vertreter seines Fachs. Gerlichs "Politikwissenschaft des gesunden Menschenverstands" (Welan) drehte sich dabei vor allem um die Themenbereiche Parteienforschung, Politische Systemlehre, Parlamentarismus und vergleichende Politikwissenschaft im In- und Ausland.

Bild der Gesellschaft nachhaltig geprägt

Gerlich, geboren am 17. Dezember 1939 in Wien, hat Rechtswissenschaften an der Universität Wien studiert. An die Promotion 1964 schloss er einen postgradualen Lehrgang für Politikwissenschaft am Wiener Institut für Höhere Studien (IHS) an, wo er zuerst als Assistenzprofessor und von 1967 bis 1974 als Leiter der Abteilung für Politikwissenschaft blieb. Nach seiner Habilitation 1973 an der Uni Wien zum Thema "Parlamentarische Kontrolle im politischen System" ging er für ein Jahr als Professor an die Universität Braunschweig.

1974 kehrte er als Mitbegründer und Institutsvorstand des Instituts für Politikwissenschaft (heute Institut für Staatswissenschaft) an die Universität Wien zurück. Schon zuvor hatte er als Gründungsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Politikwissenschaft (1970) und der Österreichischen Zeitschrift für Politikwissenschaft (1971) seinen Ruf als einer der Väter dieses Fachs begründet. Es folgten Gastprofessuren unter anderem in Stanford und Oxford, mehrmalige Dekan-Funktionen und die Leitung der Abteilung Politikwissenschaft und Soziologie am IHS (1992–1997).

Bis zu seiner Emeritierung 2008 und auch noch danach hat Gerlich damit laut Welan "die österreichische Politikwissenschaft und ihr Bild in der Gesellschaft und von der Gesellschaft nachhaltig geprägt". (APA, 21.6.2019)