Ja, es gibt sie: Lehrerinnen und Lehrer, die guten Sexualkundeunterricht anbieten. Die mit Gelassenheit auf die potenzielle Peinlichkeit reagieren, die entsteht, wenn man mit einer Gruppe Jugendlicher über Sex spricht. Die einfühlsam mit Ängsten und Verwirrung umgehen. Es gibt diese Pädagogen, und sie sind ein Glücksfall. Mehr aber auch nicht.

Denn in aller Regel ist die normale Unterrichtssituation nicht der richtige Ort für Sexualpädagogik. Die Dynamik zwischen Lehrkraft und Schülern ist etabliert und meist nicht förderlich für sensible Themen, eine vertrauensvolle Basis für unangenehme Fragen ist oft nicht vorhanden. Sexualkunde kann außerdem nicht jeder unterrichten, der sonst über Mitochondrien und Kreuzschnäbel doziert.

So ist es ja überhaupt erst dazu gekommen, dass dieses Spezialthema von Vereinen in Workshops behandelt wird. Der Bedarf daran ist groß. Dadurch konnten auch Institutionen wie der mittlerweile berüchtigte Verein Teen Star ihre fragwürdigen Lehren verbreiten.

Wenn die Sexualpädagogik an externe Experten ausgelagert wird, müssen diese Auflagen erfüllen und geprüft werden. Die Vereine insgesamt von den Schulen zu verbannen – wie es ÖVP und FPÖ fordern – schießt aber nicht nur über das Ziel hinaus, sondern verfehlt es ganz. Denn auch Lehrer sind weder ideologiefrei noch neutral. Und Aufklärungsarbeit gehört in die Hände von Spezialisten. (Sebastian Fellner, 24.6.2019)