Vor kurzem hat Apple seine kommenden Betriebssysteme, iOS 13, iPad OS und Mac OS 10.15 "Catalina" als öffentliche Beta freigegeben. Nach den Entwicklern können nunmehr alle neugierigen Nutzer ausprobieren, was die nächste Generation von Apples Software für iPhones, iPads und Mac-Rechner bringt.

Es hat sich einiges getan, berichtet "The Verge". Im Vordergrund steht freilich der Abschied von iTunes als Zentrum für die meisten Multimediabelange. Stattdessen sind dessen einstige Inhalte nun aufgeteilt in drei neue Apps: Apple Music, Apple Podcasts und Apple TV.

Foto: Apple

Die Zerschlagung von iTunes

Music führt Nutzer nicht nur zum nach wie vor optionalen Streamingabo von Apple, sondern ist nun auch der Manager für die eigene Musiksammlung. Bestehende Playlists und Sammlungen werden reibungslos übernommen. Apple Music-Nutzer finden dort auch gewohnte Funktionen wie Empfehlungen und Radio. Insgesamt fällt die App positiv farbenfroher aus, als iTunes. Wer seinen Laptop und das eigene iPhone synchronisieren will, findet dieses Feature künftig im Finder.

Podcasts und TV entsprechen ihren Pendants auf iOS. Hier findet man eine aufgeräumte Übersicht über abonnierte Kanäle. Apple TV bringt gewohnten Zugriff auf alle Kanäle, inklusive externer Abos wie HBO. Mit dabei sind nun auch Support für HDR und Dolby Surround.

Das iPad wird zum Zweitdisplay

Eine bedeutende Neuerung ist auch Sidecar, über das sich ein iPad zu einem Zweitdisplay umfunktionieren lässt. Das funktioniert in der verkabelten Variante gut und angenehm verzögerungsfrei. Nutzt man allerdings eine drahtlose Verbindung, gibt es aber noch Fehler.

Wichtig ist, dass Sidecar auch Stiftunterstützung mitbringt, sofern auch das jeweilige Tablet dies beherrscht. Mit dem Apple Pencil (oder einem anderen kompatiblen Gerät) kann man das iPad also auch als Zeichentablet für Apps wie Adobe Photoshop oder Lightroom verwenden oder Unterschriften und Notizen auf Dokumente kritzeln.

Nicht dabei ist allerdings Unterstützung für Toucheingabe mit den Fingern. Apple hat sich bewusst gegen die Implementierung entschieden, da man macOS nicht als Touchplattform betrachtet. Der Eingabestift kann allerdings genutzt werden, wie eine Maus. Allerdings nicht in jeder Situation. Öffnet man Safari auf dem iPad-Zweitdisplay, fungiert der Stift nur als Cursor um etwa Inhalte zu markieren. Zum Scrollen muss man nach wie vor auf Pfeiltasten oder Trackpad zurückgreifen.

Foto: Apple

iOS-Apps kommen auf den Desktop

Für Apple von großer Bedeutung ist die Integration von iOS Apps unter macOS. Mit "Catalina" können erstmals auch Dritthersteller ihre Tablet- und Smartphoneprogramme auf die Desktop-Plattform bringen und dabei auch anpassen – etwa für bessere Bedienung oder die Nutzung von Features wie der Touchbar mancher Macbooks.

Eine der Apps, die Apple von der mobilen in die Desktopwelt holt, ist "Find My". Während iTunes aufgespalten wurde, werden hier "Find my Friends" und "Find my Mac/iPhone" zusammengelegt. Darüber hinaus soll die Auffindefunktion für Geräte noch mächtiger werden. Statt ausschließlich auf Standortinfos über Internetverbindung zu hoffen, soll dies nun auch per Bluetooth funktionieren. Andere Apple-Geräte in der Nähe sollen das eigene Gerät erkennen und seine Position rückmelden können, wenn es als verloren gemeldet wurde.

Neu dabei ist außerdem Screentime, das anzeigt, wie lange man den Rechner und einzelne Apps verwendet. Dabei lassen sich auch zeitliche Limits je Programm oder Kategorie einrichten.

Apple

Spracheingabe und weitere Features

Für körperlich eingeschränkte Nutzer gibt es nun die Option, Mac OS mit Sprachbefehlen fernzusteuern. The Verge zeigt sich von der Implementation angetan. Ausprobierte Kommandos funktionierten so, wie in Apples Werbeclip. Das System ist schlau genug, um zuverlässig zwischen Befehlen und Diktat unterscheiden zu können.

Dazu kommen eine Reihe kleinerer Funktionen, die unter anderem für besseren Datenschutz und mehr Komfort sorgen. Apps müssen nun um Berechtigung fragen, wenn sie etwa Dokumente öffnen, auf die iCloud zugreifen oder mit externen Datenträgern arbeiten wollen. Die Mail-App bekommt neue Features wie Stummschaltung oder automatische Newsletterabmeldung. Und Activation Lock soll sicherstellen, dass sich niemand auf den eigenen Rechner Zugriff verschafft und dieser ohne Apple ID-Passwort defacto unbrauchbar wird, wenn er gestohlen werden sollte – das gilt allerdings nur für Geräte mit dem T2-Chip.

Aus für 32-Bit-Apps

Kritisiert wird, dass Apple die Foto-App von iOS auf Mac OS bringt, allerdings mit deutlich weniger Features, als die mobile Ausgabe bietet. So fehlen etwa Bearbeitungsfunktionen für Videos. Zu beachten ist außerdem, dass in Mac OS 10.15 die Unterstützung für 32-Bit-Apps endgültig gestrichen wird. Apps, die noch nicht auf 64 Bit umgestellt wurden, funktionieren darauf nicht mehr. Vor dem Update auf die neueste Version wird allerdings eine Übersicht jener Programme präsentiert, die dies betrifft.

Wer kein Zweitgerät hat, um "Catalina" zu testen, sollte allerdings noch abwarten. Wenngleich die neue Mac-OS-Generation bereits weitgehend stabil läuft, soll sie noch nicht reif genug für den Alltagseinsatz sein. (red, 25.06.2019)