Österreichs Arbeitnehmer wurden wieder kalt erwischt: Die schleichende Inflation sorgt dafür, dass die Lohnsteuerlast klammheimlich zunimmt. Wer im laufenden Jahr 1500 Euro im Monat verdient, schickt insgesamt zwei Extrahunderter an den Finanzminister. Die sogenannte kalte Progression geht wieder um.

Eigentlich wollte die türkis-blaue Koalition die quasi automatische Steuererhöhung in vier Jahren abschaffen. Zum Leidwesen der Steuerzahler zerbrach die selbsternannte Reformregierung, noch bevor sie den Faktor Arbeit, wie versprochen, entlasten konnte.

Nicht so schlimm, könnte man mit Ex-Kanzler Sebastian Kurz argumentieren. Dieser meinte, die Abschaffung der kalten Progression ohne Begleitmaßnahmen sei nicht sozial. Denn Besserverdiener würden am meisten davon profitieren. Das mag in absoluten Zahlen stimmen, betrachtet man aber den Effekt im Verhältnis zur Steuerschuld, sieht man, dass Geringverdiener die größte Zeche zahlen. Nicht verwunderlich ist auch der Gewerkschaftsbund für eine Abschaffung.

Das freie Spiel der Kräfte im Parlament würde nun eine perfekte Gelegenheit bieten: ÖVP, FPÖ und Neos haben die Abschaffung der kalten Progression in ihre Wahlprogramme geschrieben. Zusammen könnten sie nun den Österreichern ein wirklich großes Wahlzuckerl schenken. Und das Beste daran: Es kostet nix. (Leopold Stefan, 25.6.2019)