"Aaaaa!" – Auch Männer sollen sich um die Kleinsten kümmern können. Ab September haben Väter Rechtsanspruch auf Frühkarenz.

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In Österreich kommen jährlich rund 86.000 Kinder zur Welt. Ihre Mütter sind zu diesem Zeitpunkt im Schnitt nicht ganz 31 Jahre alt. Und es sind auch die Mamas, die sich in den ersten Lebensmonaten vorwiegend um die Kleinen kümmern. Nur jedes fünfte österreichische Baby kommt in den Genuss, dass auch der Papa in Karenz geht. Die höchste Väterbeteiligung gibt es in Wien, die geringste in Vorarlberg.

11.000 Papamonatsanträge

Ein Papamonat ist von der Karenz unabhängig. So nennt man umgangssprachlich die vierwöchige berufliche Auszeit des Vaters innerhalb der ersten beiden Lebensmonate des Kindes. In dieser Zeit befindet sich die Mama im Mutterschutz und ist dementsprechend auch zu Hause.

Genaue Zahlen zum Papamonat gibt es nicht. Denn bisher bestand – außer für Beamte – kein Rechtsanspruch auf eine solche Väterfrühkarenz. Einige Papas haben sich also auch einfach Urlaub genommen, um die ersten Wochen mit dem Neugeborenen zu verbringen – statistisch lassen sich diese Fälle nicht erfassen.

Ab September Rechtsanspruch

Darüber hinaus gibt es seit März 2017 den "Familienzeitbonus", den Väter in Anspruch nehmen können, wenn es der Arbeitgeber erlaubt. Sie sind dann für vier Wochen unbezahlt im Papamonat, bekommen dafür aber vom Staat 700 Euro. Die Summe wird vom Kinderbetreuungsgeld allerdings wieder abgezogen, wenn der Papa später in Karenz geht. Innerhalb der ersten zwei Jahre haben rund 11.000 Väter den Familienzeitbonus beantragt, heißt es auf Nachfrage im Familienministerium.

Ab September 2019 haben Arbeitgeber nun kein Einspruchsrecht mehr. Am Dienstag wurde im Nationalrat ein von den Sozialdemokraten seit langem geforderter Rechtsanspruch auf einen Papamonat für alle beschlossen. Der Antrag der SPÖ wurde auch von FPÖ und Liste Jetzt unterstützt. Dem Arbeitgeber ist der Wunsch dann drei Monate im Voraus mitzuteilen – wirksam wird der Beschluss also für Babys ab Geburtsterminen im Dezember.

Nicht mehr betteln

"Wir schreiben das Jahr 2019. Väter sollen in Österreich nicht darum betteln müssen, Zeit mit ihren Kindern verbringen zu dürfen", argumentiert SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner. Das "mittelfristige Ziel" der SPÖ ist ein voller Lohnausgleich im Papamonat, wie ihn auch die Gewerkschaft fordert. Denn nur so könne sichergestellt werden, dass auch finanzschwächere Jüngstfamilien vier Wochen lang gemeinsam zu Hause sein können. FPÖ-Mandatarin Carmen Schimanek bezeichnete den Beschluss als "Meilenstein".

In der ÖVP sieht man das anders: "Der beschlossene Papamonat ist weder durchdacht noch flexibel genug, um den Vätern eine Verbesserung zu bringen", sagt Ex-Familienministerin und ÖVP-Frauenchefin Juliane Bogner-Strauß. Auch die Neos sind unzufrieden: Mit dem Antrag werde lediglich an ein kompliziertes System etwas drangestückelt, urteilt der pinke Abgeordnete Gerald Loacker.

"Jungfamilienfonds" für Selbstständige

Einstimmig wurde hingegen eine Änderung beim Kindergeld beschlossen. Die Zuverdienstgrenze während des Bezugs der Sozialleistung wird um 500 Euro auf dann 7.300 Euro angehoben. Zudem sollen Selbstständige länger dafür Zeit haben, einen Nachweis ihrer Einkünfte zu erbringen. Die Einhaltung der Frist führte in der Vergangenheit häufig zu Problemen. Für bereits Betroffene wurde ein mit einer Million Euro dotierter "Jungfamilienfonds" eingerichtet, der Selbstständige unterstützt, die nun Kinderbetreuungsgeld zurückzahlen müssen.

Künftig soll außerdem die Karenzzeit voll berücksichtigt werden. Bisher wurden etwa für die Bemessung der Kündigungsfrist oder des Urlaubs höchstens zehn Monate für Kinderbetreuung angerechnet. Auch bei Gehaltsvorrückungen wird die Änderung – vor allem Frauen – Vorteile bringen. (Katharina Mittelstaedt, 2.7.2019)