Reinhold Baudisch ist CEO von durchblicker.at.

Foto: durchblicker.at

Scheitern ist eine Chance. Reinhold Baudisch weiß das aus eigener Erfahrung. Ursprünglich wollte er mit Michael Doberer eine Versicherungsfirma gründen. Die beiden Unternehmensberater konnten dafür zwar nicht die nötigen 30-35 Millionen Euro aufstellen, aber zumindest den Geschäftsplan an eine ausländische Firma verkaufen. Mit dem Erlös, einem "niedrigen sechsstelligen Betrag", gründeten sie die Yousure Tarifvergleich GmbH.

Statt Versicherungen zu verkaufen, wollten sie fortan "Konsumenten helfen, die richtigen Entscheidungen in diesem Bereich zu treffen". Durchblicker.at war 2010 geboren, als "Produkt eines gescheiterten Start-ups", sagt Baudisch dem STANDARD.

Schwerer Anfang, schneller Ausbau

Die Seite fand schnell Zulauf. 2018 zählte die Website 7,5 Millionen Zugriffe, Tendenz steigend. Nutzer können in 27 Sparten etwa Kosten für Strom und Gas sowie Telekommunikationsdienste vergleichen. "Alle Versicherungen und Fixkostenverträge eines typischen Haushalts", sagt Baudisch. Die beliebteste Rubrik sei die Kfz-Versicherung, sie ging damals auch als erste online.

Was beim Aufbau des Start-ups schwierig war? "Alles", sagt Baudisch. So fand er schnell heraus, dass IT-Entwickler zwar die Seite perfekt aufsetzen, aber allein keine teils 70-seitigen Versicherungsverträge in die Tariftechner integrieren konnten. Experten mussten dafür an Bord, heute zählt das Unternehmen über 70 Mitarbeiter. Die Seite finanziert sich über Vermittlungsentgelte. Schließt ein Nutzer einen neuen Vertrag ab, schneidet Durchblicker mit.

Drei Finanzierungsrunden

Dazu kamen drei Finanzierungsrunden, die für Wachstum und Werbung gesamt "einen deutlich siebenstelligen Betrag" einbrachten. Bereits 2010 stieg der österreichische Business-Angel Hansi Hansmann ein, der mit Baudisch und Doberer gemeinsam bis heute die Mehrheit am Unternehmen hält. 2013 gewann man private Investoren, 2014 US-Finanzdienstleister White Mountains.

Über Umsätze redet Baudisch nicht gerne, Visionen hat er aber allemal noch. "Wir wollen die Kunden nicht nur einmalig, sondern dauerhaft begleiten", sagt er. Nutzer sollen künftig einen Überblick über all ihre Verträge erhalten, die laufend optimiert werden sollen. Genug zu tun also, für Durchschnaufen bleibt keine Zeit: "Als Gründer darf man das maximal herbeisehnen." (Andreas Gstaltmeyr, 9.9.2019)