Notatesseraeraptor frickensis macht sich über eine Brückenechse der Gattung Clevosaurus her.

Illustr.: Beat Scheffold

Frick – Bei Ausgrabungen in der Tongrube Gruhalde in der Schweizer Gemeinde Frick AG haben Forscher die Überreste eines frühen Raubsaurier-Vertreters freigelegt. Nach ersten Analysen handelt es sich offenbar um eine bisher unbekannte Spezies, die Marion Zahner und Winand Brinkmann von der Universität Zürich nun im Fachblatt "Nature Ecology & Evolution" beschreiben.

Das noch nicht ausgewachsene Tier lebte zur Zeit der späten Trias vor rund 210 Millionen Jahren und war zwischen 2,6 und drei Meter lang. Der Fund ist für Schweizer Verhältnisse vor allem deshalb spektakulär, weil es sich um den ersten Skelettfund eines Raubdinosauriers in der Schweiz handelt.

Gut erhaltener Schädel

Das Besondere an dem Fund sei der gut erhaltene Schädel, berichten die Forscher. Aus der späten Trias seien abgesehen von dem nun beschriebenen Fossil nur Bruchstücke vom Schädel eines weiteren Vertreters der frühen Raubsaurier bekannt. Darüber hinaus sei das Wissen über die frühe Raubdinosaurier-Evolution jenes Zeitabschnitts aufgrund nur weniger Fossilfunde generell lückenhaft.

Notatesseraeraptor frickensis, so der Name der neuen Art, steht nahe der Basis der Raubdinosaurier und ist ein früher Vertreter der Linie, aus der sich die heutigen Vögel entwickelt haben. "Stark vereinfacht könnte man sagen, dass er im weitesten Sinne zu den Vorfahren der Vögel gehört", sagte Zahner.

Interessanter Mageninhalt

Eine der letzten Mahlzeiten des in Frick entdeckten Notatesseraeraptor war der Forscherin zufolge ein Clevosaurus, eine Brückenechsen-Gattung, die mit den heutigen Brückenechsen verwandt ist. Beim Freilegen des Skeletts kamen nämlich auch Überreste des Mageninhalts zutage, darunter der Oberkieferknochen eines Clevosaurus.

Die Schädelmerkmale der neuen Art helfen, die Evolution der Raubdinosaurier besser zu verstehen. So scheint es sich bei Notatesseraeraptor um einen nahen Verwandten von Dilophosaurus zu handeln, der Filmfans mit seinen beiden charakteristischen Schädelkämmen und dem (wissenschaftlich nicht nachgewiesenen) bedrohlich aufgerichteten Kragen aus Jurassic Park bekannt sein dürfte.

Parallelen zu verwandten Gruppen

Zugleich zeigen der Schädel sowie das restliche Skelett des Notatesseraeraptor aber auch Merkmale einer Raubsaurier-Schwestergruppe von Dilophosaurus, den schlank gebauten, langhalsigen Coelophysoidea (zum Beispiel Coelophysis).

Der Gattungsname Notatesseraeraptor weist auf diese besondere Merkmalskombination hin und bedeutet im wörtlichen Sinn "Merkmalsmosaik", erklärte Zahner. "Jeder neue Fossilfund erlaubt eine genauere Interpretation des natürlichen Stammbaums der Organismen und ergänzt damit unser Bild, wie sich Merkmale im Verlauf der Evolution entwickelt und verändert haben." (red, APA, 11.07.2019)