Nancy Holt richtete ihre vier Betonröhren in der Wüste Utahs nach der Sonne aus.

Foto: Courtesy of the Holt/Smithson Foundation and Electronic Arts Intermix (EAI), New York; Credit Bildrecht, Wien, 2019

Josef Trattners Intervention in der Dominikanerkirche – erinnert an Die Donau vor der Tür.

Foto: Christian Redtenbacher

Der Künstler Thomas Riess nimmt berühmte Bilder der ersten bemannten Mondlandung und versucht, ihnen einen mystischen Zauber zurückzugeben. Den vermisst er inzwischen nämlich.

Foto: Thomas Riess

Wie baut man ein Kunstwerk? "Schlamm, Salzkristalle, Steine, Wasser" – so klingt das bei Robert Smithson. 1970 schüttete er im Großen Salzsee in Utah eine Spirale aus Erdmaterial auf. Etwa 460 Meter ist sie lang und eines der ersten Kunstwerke der Land-Art, einer Kunstrichtung, die sich Ende der 1960er in den USA entwickelte. Drei Wochen lang lieferten Lastwagen für Spiral Jetty Geröll vom Ufer an und tasteten sich langsam weiter ins Wasser hinaus.

Diese Arbeiten entstanden bewusst außerhalb von Galerien, nicht zuletzt als Statement gegen die Kommerzialisierung des Kunstbetriebs. Die frühe Beschäftigung mit der Landschaft wirkt denn auch oft etwas schamanistisch. Es geht ihr aber nicht um Ökologie, sondern um Seherfahrungen und Raumerlebnisse.

Es ist eine sehr kleine Schau geworden, die nun in der Kunsthalle Krems an die Anfänge der Land-Art erinnert. Eigentlich umfasst sie neben einem volksbildnerischen Überblicksfilm jener Jahre nur zwei Werke: eine Videodokumentation zur Spiral Jetty von Smithson und ein Video zu den Sun Tunnels (1976) von Nancy Holt. Dafür legte die Künstlerin in der Wüste von Utah vier große Betonröhren aus. Man kann in den zudem von kleinen Löchern perforierten Tunnels die Veränderung des Tageslichts verfolgen.

Sofasurfer im Kirchenschiff

Eigentlich war die Schau größer angedacht und geplant als Kontrapunkt zu einer Jubiläumsausstellung anlässlich von 50 Jahren Mondlandung. Doch die Prioritäten verschoben sich, und man grübelt, warum die Kunsthalle sich nicht einfach auf Ticket to the Moon konzentriert und eine echte Würdigung der Land-Art verschoben hat.

Vielleicht hat Direktor Florian Steininger diese Doppelschau letztlich auch durchgezogen, weil die jährliche Kunstinstallation in der Kremser Dominikanerkirche heuer von Josef Trattner stammt. Der Künstler ist bekannt für seine Donaufahrten mit dem Sofa und schichtet hier grüne Schaumstoffwürfel aneinander. Ihre aufgerissene Oberseite sieht aus wie aufgewühltes Wasser. Allerdings umspülen nicht romantische, sondern Töne des Bootsverkehrs von der nahen Donau die Szene. Trattner soll die Ausstellung zur Land-Art in der Kunsthalle etwas bemüht Richtung Gegenwart abrunden.

Gewitzter Umgang mit dem Mond

Eindeutig geglückter ist da die Sache mit dem Mond, Kunst und Zeitkolorit halten sich in der Schau Ticket to the Moon anregend die Waage: Nett ist eine Wand voller Autogramme der Astronauten, die 1969 Teil des Weltraumprogramms der Nasa waren – ein heimischer Gymnasiast erhielt sie damals als Antwort auf einen Fanbrief. Fotos stellen den Mondwettlauf der Sowjetunion und der USA einander gegenüber.

Sebastian Speckmann spielt damit, dass bevor Aufnahmen vom Mond möglich waren, Wissenschafter Aufsätze mit Fotos von Eingebranntem in Pfannen illustrierten. Andere Künstler zeigen humorvoll dessen Rückseite oder führen die Haut des Trabanten behelfsweise mit dem Charme einer rauen Wand vor Augen. Gewitzt! Romantisch verklärt geht auch, nur Technikgläubigkeit predigt keiner – sie ist wohl passé. (Michael Wurmitzer, 16.7.2019)