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Am Montag fand auch in New York City anlässlich des Prime Days ein Protest gegen Amazon statt.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/Kevin Hagen

Amazons Prime Day hat sich über die Jahre zu einem riesigen Shopping-Event entwickelt. Auch wenn bei näherer Betrachtung nicht jedes der dabei angebotenen Schnäppchen auch wirklich eines ist, so scheint es für viele derzeit nur eine Reaktion zu geben: ab in den Warenkorb damit. Amazon tut natürlich alles, um die eigenen Nutzer in entsprechende Stimmung zu bringen, vor wenigen Tagen bot man für Abonnenten des eigenen Abodienstes Prime sogar ein exklusives Konzert – samt Stars wie Taylor Swift. Und online ist dem Prime Day derzeit nur schwer zu entkommen, kaum eine Seite, die nicht die besten Schnäppchen herausgesucht hat.

Zeit für einen Boykott?

Doch dieser globale Kaufrausch wirft zunehmend auch kritische Fragen auf. So wirft etwa das Tech-Blog "The Verge" die Frage auf, ob es nicht langsam an der Zeit wäre, den Prime Day zu boykottieren. Immerhin gibt es auch eine dunkle Seite der Amazon-Welt, über die die Konsumenten lieber weniger gerne nachdenken: Die Arbeitsbedingungen in den Auslieferzentren von Amazon sorgen seit Jahren regelmäßig für Kritik.

So finden derzeit an sieben Standorten in Deutschlands Streiks von Amazon-Mitarbeitern statt. "Während Amazon mit satten Preisnachlässen zur Schnäppchenjagd bläst, wird den Beschäftigten eine existenzsichernde tarifliche Bezahlung vorenthalten", kritisiert Verdi-Handelsexperte Orhan Akman. Und sieht dabei einen direkten Zusammenhang zwischen diesen beiden Tatsachen: "Die Rabatte lässt sich Amazon durch Tarifflucht und Niedriglöhne der eigenen Beschäftigten bezahlen – damit muss Schluss sein."

USA

Doch der Unmut der Mitarbeiter ist bei weitem nicht nur in Deutschland zu vernehmen, auch in den USA regt sich zunehmend Widerstand. So haben Arbeiter in einer Auslieferzentrale in Minnesota aus Protest gegen die Arbeitsbedingungen eine sechsstündige Arbeitsniederlegung angekündigt. Den Prime Day will man damit nicht zuletzt nutzen, um auf die eigenen Anliegen aufmerksam zu machen. Zu einem Boykott von Amazon ruft man übrigens trotzdem nicht auf. Ob sie all das mittragen wollen, ist also eine Frage, die sich die Konsumenten schon selber stellen müssen.

Reaktion

Bei Amazon zeigt man sich wenig beeindruckt. Laut dem Unternehmen gebe es keinerlei Einfluss auf das eigene Geschäft. Zudem ist man sich überzeugt, dass die Kritik an den Arbeitsbedingungen in den eigenen Auslieferzentren falsch ist. Amazon zahle vergleichsweise hohe Löhne für die betreffenden Tätigkeiten. So starte ein Mitarbeiter in Deutschland bei 10,78 Euro, nach zwei Jahren liege der Schnitt samt Boni bei monatlich 2.275 Euro brutto. (red, 16.7.2019)