An Bekenntnissen zur Wehrhaftigkeit mangelt es bei der ÖVP nicht – und der neue Vorstoß, dem Bundesheer durch Anpassung der Tauglichkeitskriterien mehr Grundwehrdiener zur Verfügung zu stellen, sieht auf den ersten Blick so gut aus, dass er es in die Schlagzeilen schafft. Gut für die ÖVP, nicht so gut für das Bundesheer.

Denn das Bundesheer braucht nicht irgendwelche Soldaten – es braucht Soldaten, die ihren Auftrag auch erfüllen können. Um diese Fähigkeit zu erlangen, braucht man die entsprechende körperliche und geistige Tauglichkeit.

Aber eben nicht nur: Man braucht dazu eine ausreichend lange Ausbildungszeit. Doch das gefällt den jungen Wehrpflichtigen nicht (und die Populisten in der ÖVP haben die Ausbildungszeit verkürzt).

Rekruten eines Gardebataillons des Österreichischen Bundesheers.
Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Man braucht große, aus Milizsoldaten gebildete Verbände, für die die beorderten Soldaten alle paar Jahre für mehrere Wochen aus dem Zivilleben ins Militär zurückgeholt werden. Doch das gefällt nicht allen Milizsoldaten und schon gar nicht deren Arbeitgebern, weshalb die ÖVP nichts tut, um Großmanöver mit Volltruppe zu ermöglichen.

Man braucht schließlich für all das Geld, viel Geld. Denn Ausbildung und Ausrüstung gehen nun einmal ins Geld. Budgeterhöhungen für das Bundesheer sind aber nur ein Minderheitenprogramm – und Finanzminister, auch jene der ÖVP, gehören nicht zur wehrfreundlichen Minderheit. Aber davon lenken die türkisen Maulhelden gerne ab. (Conrad Seidl, 17.7.2019)