Die Designerin Eva Poleschinski wohnt in ihrer Altbauwohnung in Wien-Alsergrund in einem bunten Mix aus Reisesouvenirs und Familienerbstücken. Die schönsten Schuhe werden sogar im Regal ausgestellt.

"Ich bin vor sieben Jahren in diese 130 Quadratmeter große Altbauwohnung im neunten Bezirk dazugezogen. Mein Mann Oliver lebt schon lange hier. Ich habe damals so gut wie keine eigenen Möbel mitgebracht, dafür umso mehr Kleidung.

Seit drei Jahren verändert Eva Poleschinski ihre Wohnung immer wieder.
Foto: Lisi Specht

Seit drei Jahren verändere ich die Wohnung. Früher sind an den Wänden viele Bilder gehangen. Ich brauche als Kontrast zu meinem Job aber weiße Wände. Wir haben auch einige Möbel umgestellt. Der Esstisch steht jetzt da, wo er hingehört, nämlich unter der Lampe. Es macht mich wahnsinnig, wenn er nicht genau darunter steht. Mir ist beim Wohnen wichtig, dass es Ruhepole gibt. Oliver und ich sind Buchfanatiker. Aber wir haben nur etwa ein Drittel unserer Bücher im Bücherregal stehen, weil sie optisch Unruhe verbreiten.

In einem ausgeräumten Buchregal stehen nun meine Schätze. Ich bin eine Sammlerin und liebe altes Zeug, Geschirr und Gläser. Müsste ich das alles neu suchen, würde ich es in der Qualität wahrscheinlich nicht mehr finden. Viele Dinge kommen von meiner Familie, die selbst viel sammelt. Früher mochte ich das nicht. Man hat ja diesen Entwicklungsprozess und will alles anders machen. Aber jetzt schätze ich diese Dinge extrem. Und meine schönsten High Heels stehen auch im Regal.

Das Bild im Wohnzimmer, auf dem Mickey Mouse Captain America köpft, ist aus Kuba. Die schönsten Schuhe werden im Regal ausgestellt.
Fotos: Lisi Specht

Bei uns ist alles ein wenig ,Mix and Match'. Die Lederstühle sind alt und stammen aus Familienbesitz, aber sie wurden neu gepolstert. Dann haben wir noch einen Stuhl aus der Türkei, der mit einem Kelim-Teppich bezogen wurde. Von unseren Reisen nehmen wir sowieso immer etwas mit nach Hause.

Von unserer Reise nach Kuba etwa stammt das riesige Bild im Wohnzimmer, auf dem Mickey Mouse Captain America köpft. Wir haben den Künstler Ernesto in Kuba getroffen und waren schockverliebt. Wir konnten uns mit ihm sprachlich nicht gut verständigen, weil er nicht Englisch konnte und wir nicht Spanisch sprechen. Aber das war kein Problem, denn die Chemie zwischen uns war perfekt. Wir finden das Bild schräg und lieben es sehr. Allerdings: Wenn meine Neffen zu Besuch kommen, wird es abgehängt.

Besonders gut gefallen Eva Poleschinski die hohen Räume.
Fotos: Lisi Specht

Was ich an der Wohnung schön finde, sind die hohen Räume. Wenn man alle Türen aufmacht, wird es ein bisschen zu einem Loftraum. Uns ist wichtig, dass die Wohnung Charakter hat. Ich bin nicht so perfekt, und die Wohnung muss es auch nicht sein.

Ich fühle mich hier sehr wohl und bin dankbar, dass wir auch einen kleinen Garten bei meinem Atelier im sechsten Bezirk nutzen können. Ich brauche Frischluft. Ich habe dort einen kleinen Apfelbaum und einen Rosenstrauch. Ich komme aus der Steiermark, also habe ich ein grünes Herz und einen grünen Daumen. Dort verbringen wir den 35-Grad-Sommerabend. Gott sei Dank kann ich heute mein Wohnen und Arbeiten besser trennen. Früher hatte ich ein Atelier mit Wohnung.

"Von emotional oder handwerklich wichtigen Dingen trenne ich mich nicht", sagt Eva Poleschinski.
Foto: Lisi Specht

Ich brauche beim Wohnen emotionale Lieblingsteile. Wenn ich rüberschaue auf den Esstisch, weiß ich, woher die Körbe und dass die Vasen von Olivers Tante sind. Das ist für mich mehr wert, als wenn ich in irgendeinen Laden gehe. Von emotional oder handwerklich wichtigen Dingen trenne ich mich auch nicht. Das sieht man: Wir haben wahrscheinlich viel zu viele Sessel dafür, dass wir nur zu zweit sind.

Meistens sind wir uns bei der Gestaltung der Wohnung einig. Ehrlicherweise ist Oliver zuerst meist zurückhaltend. Oft dekoriere ich um, wenn er im Ausland ist. Aber Oliver gefällt es dann auch. Große Entscheidungen, wie die Blumentapete im Schlafzimmer, treffe ich nicht alleine. Und wenn man ehrlich ist, kann man die ja weiß übermalen, sobald sie einem nicht mehr gefällt. Es ist ja eine einfache Rechnung, oder? Ist die Frau glücklich, ist der Mann glücklich." (29.7.2019)