Eine Verkettung widriger Umstände: Der Komplettausfall von Galileo sorgte Mitte Juli für einige Aufregung.

Grafik: Galileo

Ein Ausfall des Navigationssatellitensystems Galileo sorgte vor einigen Tagen gleichermaßen für Ärger wie für Verblüffung. Wie kann es sein, dass solch ein essentieller Dienst mehrere Tage komplett nicht mehr zu erreichen ist? Ein aktueller Bericht liefert nun zumindest eine Teilantwort, und diese lautet: Es war eine Verkettung widriger Umstände.

Gleichzeitigkeit

Auslöser war zunächst ein Problem in einer Galileo-Bodenstation in Italien: Bei der Übertragung der Systemzeit durch das Steuerungszentrum im italienischen Fucino, sei es zu Fehlern gekommen, durch die die Flugbahn sowie der aktuelle Standort der 26-Galileo-Satelliten nicht mehr korrekt berechnet werden konnten.

Mit der Möglichkeit eines solchen Problems hatten die Galileo-Betreiber aber natürlich gerechnet, entsprechend sollte in so einem Fall eigentlich die Bodenstation im deutschen Oberhausen einspringen. Doch für diese kam der Vorfall zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt, war sie doch gerade mit einem Software-Update beschäftigt, mit dem aktuelle Sicherheitslücken geschlossen werden sollten. Damit wusste zu diesem Zeitpunkt niemand mehr die exakten Positionen der Satelliten, wie Politico berichtet.

Analyse

Infolge versuchte eine Experten-Team rund um die Firma Spaceopal die Situation wieder in den Griff zu bekommen. Aufgrund der Komplexität und der langwierigen Analyse der Fehlerabhängigkeiten haben dies aber mehrere Tage in Anspruch genommen. Eine unabhängige Untersuchungskommission ist derzeit noch mit der Analyse des Vorfalls und seiner Ursachen beschäftigt.

Bei den Galileo-Betreibern kündigt man trotzdem bereits Konsequenzen an. So betont man zwar, dass es essentiell sei, dass man die Software regelmäßig auf dem laufenden Stand halte, um gegen Cyberangriffe gewappnet zu sein. Gleichzeitig müsse der Update-Prozess aber umgestaltet werden, damit es nicht noch einmal zu einem solche Vorfall komme. Gleichzeitig betont Pierre Delsaux, stellvertretender Leiter der Generaldirektion Binnenmarkt der EU-Kommission, dass sich das System derzeit noch in einer vorläufigen Betriebsphase befinde, in der es zu Störungen kommen könne. Das sei nicht erfreulich, aber wenn man sich etwa USA und Russland ansehe, hätten diese erheblich länger für die Reifung der eigenen Satellitennavigation gebraucht.

Hintergrund

Galileo ist ein Prestigeprojekt der EU, in das bisher rund zehn Milliarden Euro investiert wurden. Die ersten Dienste wurden im Jahr 2016 in Betrieb genommen, Ende kommenden Jahres sollen die restlichen vier Satelliten für den Vollausbau in den Orbit transportiert werden. (red, 26.7.2019)