Die Anhänger der ÖVP haben auch persönlich die höchste Neigung zum Optimismus.

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Linz – Insgesamt überwiegt der Optimismus in der österreichischen Gesellschaft – Männer und Frauen sind mit je 47 Prozent gleich optimistisch, auch bei der gegenteiligen, ausgesprochen pessimistischen Haltung sind nur jeweils 18 bis 19 Prozent der Männer und Frauen negativ gestimmt – der große Rest ist indifferent.

Anders sieht es allerdings aus, wenn man die Parteipräferenzen der Befragten heranzieht: Da sieht man sofort, dass Wähler von ÖVP, Neos und Grünen zu mehr als 50 Prozent optimistisch sind – und dass in diesen Parteiwählerschaften auch deutlich weniger Pessimisten beheimatet sind.

Sozialdemokraten wenig optimistisch

Unterdurchschnittlichen Optimismus zeigen die erklärten Wähler von SPÖ und FPÖ – und im ganz rechten Lager ist auch der Pessimismus besonders ausgeprägt: Gut jeder dritte Freiheitliche ist ein Pessimist.

Das geht aus der vom Linzer Market-Institut regelmäßig gestellten Frage hervor, ob die Befragten "der nahen Zukunft mit Optimismus und Zuversicht oder eher mit Skepsis beziehungsweise Pessimismus entgegensehen".

Market-Studienleiter David Pfarrhofer: "Diese Frage ist immer die erste Frage einer Umfrage, die Befragten wissen also nicht, ob es in der Folge um Politik oder um andere Themen gehen wird. Dennoch kann man vor allem im Langzeitvergleich erkennen, dass es einen Zusammenhang zwischen persönlicher Stimmungslage und der Einschätzung der politischen Lage gibt."

Auffallend sei etwa, dass der Optimismus der SPÖ-Wähler im Herbst 2017 eingebrochen ist, als der Aufstieg der ÖVP unaufhaltsam erschienen ist und sich eine ÖVP-FPÖ-Koalition abgezeichnet hat.

Im Dezember 2017 – die Regierung Kurz wurde gerade angelobt – hat in der Wählerschaft der SPÖ sogar der Pessimismus mit 48 Prozent den Optimismus überwogen. Besonders viele sozialdemokratische Pessimisten gab es auch im vorigen Herbst, als die von der türkis-blauen Regierung beschlossenen Arbeitszeitgesetze ohne viel Diskussion in Kraft getreten sind. "Gefühlsmäßig hat sich das auf die sozialdemokratische Stimmung wohl negativ ausgewirkt", sagt Pfarrhofer.

Freiheitliche Pessimisten

Besonders bemerkenswert sei die Haltung der freiheitlichen Parteigänger: "Bis in den Herbst 2017 konnte man deutlich sehen, dass die FPÖ-Präferenten mit mehr oder weniger starker Mehrheit Pessimisten waren. Da war die FPÖ einfach die Partei der Unzufriedenen. Mit der FPÖ-Regierungsbeteiligung hat sich das geändert. Da haben viele Sozialdemokraten das Vertrauen in die nähere Zukunft verloren – während die bisherigen Pessimisten einen Hauch von Optimismus verspürt haben. Ganz stark im Dezember 2017, als Heinz-Christian Strache Vizekanzler geworden ist. Da waren plötzlich sieben von zehn Freiheitlichen Optimisten."

Dieser Optimismus ist zwar wieder geschwunden, er war aber über weite Strecken höher als jener der Sozialdemokraten.

Mit Ibiza-Gate und dem Rückzug der freiheitlichen Regierungsmitglieder hat sich das Stimmungsbild im rechten Lager wieder gewandelt: In den Monaten davor hatten sich viele Freiheitliche nicht zwischen Optimismus und Pessimismus entscheiden können – jetzt neigen diese Wähler wieder stärker zum Pessimismus.

Und die ÖVP-Wähler? Diese sind fast zwei Jahre lang die größten Optimisten gewesen. Jetzt sind sie es immer noch, aber auf deutlich niedrigerem Niveau. (Conrad Seidl, 5.8.2019)