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Innsbruck – Die Tiroler FPÖ hat die anstehende Verleihung des Großen Tiroler Adler-Ordens an den scheidenden EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker kritisiert. Dieser würde "nicht die Interessen der Bevölkerung" vertreten, sondern für das "Agieren der internationalen Wirtschaftslobbyisten und Konzerne" stehen, erklärte FPÖ-Chef Markus Abwerzger in einer Aussendung am Freitag.

Abwerzger ortet "Affront"

Diese Ehrung des Landes Tirol sei ein "Affront für die transitgeplagte Tiroler Bevölkerung", kritisierte Abwerzger. Juncker habe nichts getan, was diese Auszeichnung rechtfertigen würde. "Wenn ÖVP-Landeshauptmann Günther Platter seinen Parteikollegen in der Europäischen Volkspartei, Juncker, ehren will, dann soll er ihm eine Auszeichnung der Tiroler ÖVP verleihen", meinte der FPÖ-Obmann.

Am Samstag wird Juncker von Platter der Große Tiroler Adler-Orden im Rahmen eines landesüblichen Empfangs beim Stanglwirt in Going verliehen. Der Tiroler Adler-Orden wurde vom Tiroler Landtag geschaffen, um jene Persönlichkeiten zu ehren, deren Besuch und Aufenthalt in Tirol oder deren freundschaftliche Beziehung zum Land Tirol von besonderer politischer, wirtschaftlicher oder kultureller Bedeutung für das Land waren und sind.

Platter und Dornauer verstehen Kritik nicht

Tirols ÖVP-Landeshauptmann Günther Platter verteidigte Juncker indes. "Für Tirol war es sehr hilfreich, in Brüssel einen Kommissionspräsidenten zu haben, der unser Land und seine speziellen Herausforderungen kennt", sagte Platter der Tirol-Ausgabe der "Kronen Zeitung".

Er kenne Jean-Claude Juncker schon aus dessen Zeit als Premierminister Luxemburgs. "Jean-Claude Juncker kennt auch Tirol schon lange, schließlich verbringt er seit über zehn Jahren seinen Urlaub in unserem Land", betonte Platter und ergänzte: "Es war auch immer möglich, einen Termin bei Jean-Claude Juncker in Brüssel zu bekommen. Die Verleihung des Großen Tiroler Adler-Ordens ist Ausdruck des Dankes, dass Jean-Claude Juncker als Kommissionspräsident sein Augenmerk nicht nur auf die Nationalstaaten gelegt hat, sondern auch die Interessen einzelner Regionen wie Tirol nie außer Acht gelassen hat."

Auch Tirols SPÖ-Chef Georg Dornauer kann die Kritik Abwerzgers nicht nachvollziehen. Er sei "sehr verwundert" darüber, erklärte Dornauer gegenüber der APA: "Da versteh ich ihn ehrlich gesagt nicht." Er, Dornauer, werde jedenfalls persönlich an der Festveranstaltung am Samstag in Going teilnehmen. "Wenn Abwerzger morgen nicht dabei ist, dann wird das die Stimmung nicht weiter trüben", richtete der SPÖ-Vorsitzende seinem Parteichef-Kollegen aus. (APA, 9.8.2019)