Die junge Innsbrucker Künstlerin Alina Özyurt verschönert das leicht desolate Ambiente des ehemaligen Geschäftslokals gewitzt mit an die Wände geklebten Zeichnungen.

Foto: Daniel Jarosch

Multimedia-Künstlerin AliPaloma präsentiert zerwühltes Bett als Lebensraum der Vereinzelung.

Foto: Daniel Jarosch

Non-Profit-Räume für junge Kunst sind in Innsbruck angesichts hoher Immobilienpreise und einer nicht sehr ausgeprägten Kultur der Zwischennutzung eher rar, aber anklopfen kostet ja erst einmal nichts, dachte sich die junge Tiroler Kuratorin Anna Fliri – und fand mit ihrem Projekt namens Space Nouvelle prompt in einem aufgelassenen Friseursalon eine temporäre Heimstatt.

Mit dessen leicht devastiertem Ambiente spielt in der ersten Ausstellung die 1990 in Innsbruck geborene Alina Özyurt, Absolventin der Grafikklasse an der Wiener Angewandten, wenn sie ihre direkt an die Wände geklebten Zeichnungen um bröckelnden Putz, löchriges Mauerwerk und Steckdosen herum arrangiert.

Die kleinformatigen Arbeiten aus der fortlaufenden Serie mit dem Titel Myself is hidden under a black cap sind so etwas wie visuelle Tagebucheinträge, prägnant im Strich, heiter flirrend zwischen real Beobachtetem, Erinnertem und Erträumtem.

Man glaubt gerne, dass Özyurt ihren Hang zum Erzählerischen regelmäßig auch in auf eigenen Texten basierenden Leseperformances auslebt.

Vereinzelung im Bett

Ins Schaufenster wiederum hat die aus Brixen in Südtirol stammende Multimedia-Künstlerin und Architekturstudentin AliPaloma ein zerwühltes Bett gestellt. Mit dem vermeintlichen Blick in Privates und in die Intimität des Schlafes lässt sich zwar einige Aufmerksamkeit generieren, andererseits muss einem zum Bett als vielfach durchdekliniertes Motiv in der Kunstgeschichte schon einiges einfallen, um nicht nur in Gemeinplätzen zu verharren.

Na jedenfalls bestreitet ein beachtlicher Prozentsatz an jungen Menschen sein Arbeits- und Privatleben via Smartphone, Tablet oder Laptop vom Bett aus, weshalb dieses längst auch zu einem Symbol für Vereinzelung geworden ist.

Und das lässt sich recht anschaulich demonstrieren: Die Künstlerin, mit einer Unternehmung namens thevulvaproject sonst auch im Bereich feministischer Rollenbild-Kritik unterwegs, legte sich bei der Eröffnung samt Handy selbst ins Bett und haute dem Publikum via Lautsprecher dröhnend ihren Instagram-Feed und anderen virtuellen Lärm um die Ohren.

Jetzt kann man in den Resten des Performance-Settings den Selbstversuch machen, bevor der Space Nouvelle weiterzieht. Ein paar Monate und Ausstellungen in Innsbruck sollen es werden, dann will Fliri mit dem Projekt zuerst nach Wien, dann auch in anderen Städten Station machen. (Ivona Jelcic, 9.8.2019)