Geht es nach der Liste Jetzt, soll Fleisch in Österreich teurer werden. Die Partei hofft dadurch auf mehr Tierschutz und eine stärkere Förderung der Biobauern.

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Wien – Die Debatte über Fleisch und einen "angemessenen" Preis dafür hat den heimischen Wahlkampf erreicht. Geht es nach der Liste Jetzt, sollte die Mehrwertsteuer auf Fleisch verdoppelt werden. Nicht gelten solle diese Erhöhung jedoch für Biofleisch. Dafür sprachen sich die Nationalratskandidaten Martin Balluch und Bernd Nussbaumer am Dienstag bei einer Pressekonferenz aus.

Die Jetzt-Politiker orten derzeit gleich doppelten Aufholbedarf in der Landwirtschaft: Neben den Folgen, die der Agrarsektor für die Klimakrise hat, gebe es auch beim Tierschutz noch Luft nach oben. Der Fleischkonsum sei in Österreich nach wie vor viel zu hoch, kritisiert der Tierrechtsaktivist Balluch.

Die Liste Jetzt will daher die aktuelle Grundsteuer auf Fleisch von zehn auf 20 Prozent erhöhen. Es könne nicht sein, dass beispielsweise Hafermilch höher besteuert wird als Fleisch, so Balluch. Und das, obwohl Hafermilch für den Mensch viel gesünder sei. Zudem gebe es in Österreich eine Fleisch-Überproduktion. Das bedeute auch, dass mehr Fleisch exportiert als importiert werde. Auch diesen Umstand könne man mit einer Fleischsteuer eindämmen.

Gebrochene Hühnerknochen

"Bei vier Euro pro Kilo, die der Konsument im Endeffekt zahlt, geht sich eine artgerechte Tierhaltung nie aus", sagt Balluch. "Vom Eierschlüpfen über das Tierfutter bis hin zur Schlachtung müsste man mehr Geld zur Verfügung haben." Ein Drittel der Hühner hätten gebrochene Knochen, weil sie so gezüchtet werden, dass sie ein besonders hohes Schlachtgewicht haben, erklärt der Tierethiker. "Außerdem können bei vielen Tieren, besonders bei Schweinen, große Teile des Fleisches gar nicht verwertet werden."

Der wirtschaftspolitische Sprecher der Liste Jetzt, Bernd Nussbaumer, betont: "Wir wollen nicht den einkommensschwachen Österreichern das Schnitzel wegnehmen." Es handle sich, mit Rücksicht auf den aktuellen Fleischkonsum in Österreich, um 4,33 Euro Mehrbelastung pro Haushalt und Monat. Das würde sich auf 200 Millionen Euro Steuereinnahmen im Jahr summieren, damit möchte man hauptsächlich die heimischen Biobauern stärken und konkurrenzfähig machen. Aktuell würden in Österreich die Ressourcen für eine wachsende biologische Nutztierhaltung fehlen.

20 Prozent Steuer sind eigentlich zu wenig

Auf Nachfrage, dass man mit den paar zusätzlichen Cent pro Kilo wohl keinen starken Rückgang des aktuellen Fleischkonsums erreichen werde, sagt Balluch: "Dass das nicht so einen großen Einfluss haben wird, ist natürlich klar. Wir sind aber schon froh, wenn der Kauf und der Konsum zumindest ein wenig zurückgehen." Nicht zuletzt könnte die Massentierhaltung dadurch gesenkt werden, so Balluch. Wie die Partei zur vieldiskutierten CO2-Steuer steht, wollte sie am Dienstag nicht kommentieren. (lgb, 13.8.2019)