Vier Lautsprecher für die Stärkung der Grundlagenforschung in Österreich (v. li.): IST-Austria-Präsident Thomas Henzinger, Wissenschaftsratsvorsitzender Antonio Loprieno, TU-Rektorin Sabine Seidler und FWF-Präsident Klement Tockner.
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Bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung steht Österreich im internationalen Vergleich ziemlich gut da, nimmt man nur die nackten Zahlen: Mit 3,19 Prozent Anteil am Bruttoinlandsprodukt belegt das Land im EU-Vergleich einen Platz auf dem Podest der ersten drei Länder. Nur in Schweden war zuletzt die Forschungsquote höher.

Im Ranking der innovativsten Länder Europas schneidet Österreich freilich weitaus weniger gut ab: Während Schweden auch hier an der Spitze liegt, belegt Österreich aktuell Rang neun, ist also irgendwo im Mittelfeld. Im Global Innovation Index fiel das Land zuletzt auf Platz 21 zurück.

Die logische Schlussfolgerung: Die verwendeten Mittel von immerhin 12,3 Milliarden Euro könnten effizienter investiert werden. Das legt auch ein Ende 2018 veröffentlichter OECD-Bericht nahe, der einige konkrete Empfehlungen benannte, was Österreich dringend bräuchte – unter anderem ein Forschungsförderungsgesetz, das seit kurzem freilich nur als wenig konkretes Forschungsrahmengesetz zur Begutachtung vorliegt.

Die bekannten Schwächen

"Seit mindestens zehn Jahren ist bekannt, was die Schwachstellen im österreichischen Forschungssystem sind", sagte Thomas Henzinger, Präsident des erfolgreichen IST Austria, Anfang der Woche bei der Präsentation von fünf dringenden Forderungen für die Grundlagenforschung. Denn deren Unterdotierung sei wesentlicher Grund dafür, dass Österreich nicht noch innovativer sei, wie sich vier Repräsentanten der Allianz österreichischer Wissenschaftsorganisationen einig waren.

Dieser Allianz gehören neben dem IST Austria die Universitätenkonferenz (Uniko), der Wissenschaftsfonds FWF, die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW), das Institute of Science and Technology (IST) Austria sowie der Wissenschaftsrat an. Auf der Liste der Forderungen finden sich Maßnahmen, die bereits von der türkis-blauen Regierung geplant waren und bei einem Forschungsgipfel im Frühjahr präsentiert werden sollten. Doch der wurde auf Herbst verschoben – und dann ging die Regierung in die Brüche.

Fünffaches FWF-Budget beim SNF

Für FWF-Chef Klement Tockner gibt es aber "keine Zeit zu verschwenden". So müsse erstens die Förderung der Grundlagenforschung anteilsmäßig gesteigert und der Anteil der im Wettbewerb vergebenen Fördermittel überproportional erhöht werden. Konkrete Anhaltspunkte liefere die Schweiz mit dem Schweizerischen Nationalfonds (SNF), dem Pendant zum FWF, allerdings mit dem fünffachen Budget.

Zwei weitere Forderung der vier anwesenden Allianzsprecher – neben Henzinger und Tockner noch TU Wien-Rektorin Sabine Seidler für die Uniko und Antonio Loprieno für den Wissenschaftsrat – betrafen das dringend nötige Forschungsfinanzierungsgesetz sowie eine Exzellenzinitiative. Mit dieser solle "der Geist des Wettbewerbs um Gelder" eingeführt werden, so Antonio Loprieno. Als ein zentrales Element einer solchen Initiative nannte er Berufungen von Professoren, "die über eine Ausstattung und Strahlkraft verfügen, die es erlauben, die hellsten Köpfe anzuziehen".

Als dringend erforderlich sahen die vier Vertreter der Grundlagenforschung zudem eine einheitliche und verbindliche Overhead-Finanzierung sowie eine nachhaltige Dotierung der Nationalstiftung, deren Finanzierung aus Gewinnen der Österreichischen Nationalbank nur bis 2020 sichergestellt ist.

Klotzen statt kleckern

Kein Teil der Allianz war Hannes Androsch, der als Vorsitzender des Forschungsrats tags darauf noch einmal kräftig nachlegte: Er empfahl, einen eigenen Zukunftsfonds für Wissenschaft, Forschung und Innovation einzurichten. Der sollte für zehn Jahre ein Gesamtvolumen von nicht weniger als 30 Milliarden Euro bereitstellen – damit Österreich in die Gruppe der führenden Innovationsländer vorstoßen könne. (tasch, 21.8.2019)