Weniger Kinder pro Pädagoge? Zu wenig Personal, sagt die Stadt.

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Nach den Vorfällen in einem Meidlinger Kindergarten – in dem Kinder allein in einen Waschraum geschickt oder sogar gesperrt worden sind – fordern die Wiener Neos eine Stelle, an die sich Eltern und Pädagogen anonym wenden können, um derartige Vorfälle zu melden. Das sagte der Chef der Rathaus-Pinken, Christoph Wiederkehr, am Mittwoch vor Journalisten. Denn derzeit mangle es an einer zentralen Anlaufstelle, wo rasch und unbürokratisch geholfen werde.

Zudem soll die Meldestelle – im Gegensatz zu der für die Kontrolle der Wiener Kindergärten zuständigen Magistratsabteilung 11 – von der Stadt unabhängig sein, so die Neos. Sie soll ähnlich der Kinder- und Jugendanwaltschaft funktionieren, erklärte Wiederkehr.

"Die Wiener Kinder- und Jugendhilfe ist als Behörde diese unabhängige Meldestelle, bei der Missstände gemeldet werden können und sollen", heißt es dazu von der MA 11 auf STANDARD-Anfrage. Darüber hinaus besteht eine Meldepflicht für Träger und Betreuungspersonen der Kindergärten. Wenn Missstände gemeldet werden, würden diese nach einem "standardisierten Ermittlungsverfahren von Experten abgeklärt".

Geht es nach den Neos, sollte nicht nur die neu geforderte Meldestelle unabhängig vom Magistrat agieren. Auch die Kontrollen sollen von "unabhängigen Experten" durchgeführt werden. Denn diese liefen im Moment "alles andere als optimal", finden die Pinken. Sie sehen große Unterschiede in der Prüfung von städtischen und privaten Einrichtungen. In Wien sei die pädagogische Kontrolle unzureichend.

Bessere Betreuungsverhältnisse

Kritik übten die Pinken auch am Betreuungsschlüssel für die Kleinen. So würden in der Regel 25 Kinder von einem Pädagogen betreut. Hinzu komme nur eine 20-Stunden-Assistenz. Bettina Emmerling, Bildungssprecherin der Neos, wünscht sich ein Betreuungsverhältnis von eins zu acht.

Das Wiener Kindergartengesetz sieht unterschiedliche Gruppenformen mit unterschiedlichen Betreuungsschlüsseln vor, heißt es aus dem Büro von Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) gegenüber dem STANDARD. Das Minimum in jeder Gruppe ist 1,5 zu 25; in Kindergruppen hingegen ist das Verhältnis eins zu 14. Und: Es gebe viele Initiativen für laufende Qualitätsverbesserungen. Eine sei die Ausbildung von qualifiziertem Personal. Weil sowohl Bedarf als auch Mangel an Fachpersonal österreichweit groß seien, leistet sich die Stadt eine eigene Bildungsanstalt für Elementarpädagogik. "Allein kann die Stadt den großen Bedarf aber nicht decken, es braucht dringend Maßnahmen vom Bund", heißt es.

Verfahren gegen Pädagogen

Anwesend waren bei dem Termin der Neos auch Eltern, deren Kinder in dem betroffenen Betriebskindergarten im zwölften Bezirk in die Waschräume geschickt wurden. Derzeit sei ein Strafverfahren gegen zwei Personen anhängig. Ermittelt wird wegen Quälens oder Vernachlässigen unmündiger, jüngerer oder wehrloser Personen. "Wenn sich das bestätigt, dann will ich auch, dass die Pädagogen bestraft werden", erklärte eine der Mütter, deren zweijährige Tochter auch nach den Vorfällen den Kindergarten besucht. Die Pädagoginnen wurden bereits entlassen. (Oona Kroisleitner, 21.8.2019)