Ex-Kulturminister Gernot Blümel dankte der Mäzenin mit Blumen und einem Ehrenkreuz.

"Die Szenerie mit der alten Dame", so erinnert sich ein Fan des Klagenfurter Eishockeyklubs KAC, "war ziemlich skurril." Es war bei diesem heißen Derby vor einigen Jahren gegen den Erzrivalen VSV aus Villach im Wörthersee-Stadion. Vollbesetzte Ränge, tolle Stimmung und mittendrin im VIP-Bereich ein gut 200 Quadratmeter großes, von Security-Kräften abgeschirmtes Areal, in dem auf einer Ledercouch sitzend die "Gräfin" und ihre Gesellschaftsdame das Spiel verfolgten.

"Irgendwie führt sie ein sehr vereinsamtes Leben", sei seine erste Assoziation zu Heidi Goëss-Horten gewesen, die den Klagenfurter Klub sponsert.

Das ehemalige "Stubenmädchen" – früher hieß sie Heidi Jelinek – lebt heute in Kärnten völlig zurückgezogen, abgeschottet von der Öffentlichkeit. Drei Maybachs stünden in der Garage, weiß ein Nachbar, einer für die Hunde und die Leibwächter. Für Ausflüge auf dem Wasser wartet in Venedig die Carinthia VII, eine der weltweit größten Yachten. Viel weiter als nach Rovinj gehen die Ausfahrten aber nicht mehr.

Mit Kurz kam das Geld

Die Milliardärin hat der ÖVP zwar immer wieder still Spendengelder überwiesen, so etwa 2004 einmal 100.000 Euro oder 2008 50.000 Euro, parteipolitisch hat sie sich bisher aber nicht wirklich engagiert. Sie war in keinem Komitee und hat auch sonst öffentlich keine Nähe zu einer Partei erkennen lassen.

Erst als Sebastian Kurz die Volkspartei übernahm und Bundeskanzler wurde, hat die Schlossbesitzerin den Geldhahn weit aufgedreht. Zuletzt floss daraus fast eine Million Euro. Über die Motive ihrer Großzügigkeit kursieren zwei Erzählvarianten. Die eine fußt auf der Annahme, dass diese eine Million gut angelegt sei und ein Mitspracherecht bei allen politischen Fragen des Besitzes, der Steuern, bis hin zu Behördenverfahren inkludiere.

Eine zweite Interpretation bewegt sich auf "psychologischer" Ebene. Frau Horten sieht in Kurz vielleicht den Sohn, den sie nie hatte, einen jungen, netten Politiker, dem sie gerne helfen wolle.

Eingefädelt dürfte den Kontakt, so wird in Landesregierungskreisen spekuliert, der Kärntner ÖVP-Landesrat Sebastian Schuschnig haben. Schuschnig und Kurz sind enge Freunde, Weggefährten aus JVP-Zeiten.

Heidi Goëss-Horten, die seit der Hochzeit mit Karl "Kari" Anton Goëss erwartet, mit "Gräfin" angesprochen zu werden, besitzt ein Milliardenvermögen auf internationalem Höchstlevel. Allein aus der Apanage aus der Hortenstiftung ihres verstorbenen Mannes hat sie wieder so viel Vermögen angehäuft, dass sie diese Gelder in eine eigene Stiftung einbringt. Den Grundstock für ihren Reichtum legte ihr einstiger Ehemann Helmut Horten in der NS-Zeit. Er hatte die damalige Arisierungspolitik genutzt und war bald zum Kaufhausmagnaten aufgestiegen. Akquisitionen der Nachkriegsjahre pflegte er einst übrigens als "Repatriierung deutschen Vermögens" zu bezeichnen. Horten war ein NS-Profiteur, und dieser Makel haftet dem von seiner Witwe im Laufe der Jahre vermehrten Vermögen bis heute an.

1994 heiratete die verwitwete Horten im Millionärsklub Lyford Cay auf den Bahamas den französischen Händler Jean-Marc Charmat. Die Ehe scheiterte, Ende Juni 2015 heiratete sie in dritter Ehe Karl Anton aus dem ehemaligen Adelsgeschlecht Goëss.

Ehrungen über Ehrungen

Die große Leidenschaft in ihrem Leben – neben dem Tierschutz, für den sie in all den Jahren rund 50 Millionen bereitgestellt hat – ist das Sammeln von Kunstwerken. Im November 2018 verlieh Ex-Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) Heidi Goëss-Horten das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst – die Würdigung einer "Mäzenin", die im Lichte der jetzt bekanntgewordenen Spenden an die ÖVP auch einen anderen Blickwinkel erlaubt.

2022 will Goëss-Horten im "Stöcklgebäude" des Hanuschhofs neben der Albertina ihr eigenes Museum eröffnen. Als Kunstberaterin fungiert, wie schon zuletzt bei ihrer Großausstellung im Leopold-Museum, Agnes Husslein-Arco, eine enge Freundin, die ihr seit Mitte der 1990er-Jahre bei den Kunstankäufen zur Seite steht. Sie ist sozusagen auch das "Verbindungsglied" zur ÖVP.

Am 30. August wird "Frau Gräfin Heidi Goëss-Horten" – wie es in der Einladung heißt – abermals geehrt. In der Kärntner Landesregierung wird ihr der "Kärntner Landesorden in Gold" verliehen. (Olga Kronsteiner, Walter Müller, 21.8.2019)