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Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Schriftsteller Franz Josef Czernin im Gastkommentar über Programm-Recycling auf Ö1, das er auf mangelnde Finanzmittel zurückführt.

Wiederholungen sind Reprisen, und Reprisen sind Wiederholungen, Wiederholungen von Reprisen sind Reprisen von Wiederholungen oder auch Wiederholungen von Wiederholungen und diese sind auch Reprisen von Reprisen: Menschenbilder, Im Gespräch, Diagonal und auch viele andere Radiosendungen von Österreich 1, die diesen Sommer zu hören waren, waren schon vorher nicht nur einmal oder zweimal, sondern x-mal zu hören gewesen.

Und dabei kann man seit einigen Jahren – und das ist wirklich eine Errungenschaft – die allermeisten Sendungen von Ö1 nachhören: Jeder und jede können auch die Reprisen der Wiederholungen der Reprisen wiederholen und die Wiederholungen der Reprisen der Reprisen.

Ohne Zweifel: Ö1 hat immer wieder eine Reihe hervorragender Sendungen – man denke nur an die Nachrichten-Journale – und also viel Qualität zu bieten. Der heurige Sommer jedoch hat es ganz ohne unser Zutun und gegen unseren Willen zu einem schwer erträglichen Wiederholungs- und Reprisenmaximum gebracht.

Immer öfter wiederholt wird aber nicht nur im Sommer: Immer mehr auch mehr vom Selben gibt es auch im Herbst, im Winter und natürlich auch im Frühling: geschichtsträchtige Jahreszahlen, Jubiläen, Geburts- und Todestage – alles Anlässe für Reprisen.

Da nicht anzunehmen ist, dass diese ewige Wiederkehr des Gleichen als Exemplifikation eines philosophischen Gedankens und auch nicht als eine mildtätige Antwort auf unsere statistisch zunehmende Demenz zu verstehen ist oder gar als eine Metapher, die uns den umweltfreundlichen Gedanken des Recyclings suggerieren soll, bleibt nur der Schluss, dass die Finanzmittel für den Sender gekürzt und gekürzt und wieder und weiter gekürzt werden.

Aber die gegenteiligen Ankündigungen der Sendungsverantwortlichen! Der Generaldirektor Alexander Wrabetz selbst hielt – wenn ich mich richtig erinnere 2017, anlässlich des 50. Geburtstags von Ö1 – eine stolze Bekenntnisrede auf den Sender. Und in einem Interview (in der Presse) aus dem Jahr 2016 finde ich Wrabetz zitiert: "Wir brauchen eine Stärkung von Ö1. (...) Aus den Mehrerlösen des Funkhausverkaufs bekommt der Radiosender ein Sonderbudget von einer halben Million Euro zur Verfügung. (...) Ö1 bekommt ein neues Audio-Design, ein neues Sender-Design, eine Schemareform und eine Kommunikationskampagne, die auf die Stärken von Ö1 abstellt."

Kann es sein, dass das Geld, das offenbar für Audio-Design, Schemareform, Kommunikationskampagnen und dergleichen mehr ausgegeben worden ist, eben deshalb nicht für die Produktion von neuen Sendungen zur Verfügung steht? (Franz Josef Czernin, 9.9.2019)