Najin ist eines der letzten zwei verbliebenen Nördlichen Breitmaulnashörner.
Foto: APA/AFP/Ol Pejeta Conservancy

Cremona/Berlin – Vermutlich ist noch nie der Versuch zur Rettung einer aussterbenden Spezies derart Schritt für Schritt öffentlich mitverfolgbar gewesen wie beim Nördlichen Breitmaulnashorn. Allerdings ist dieses auch so knapp am Rand des Aussterbens wie keine Tierart zuvor, bei der man sich überhaupt noch Hoffnungen gemacht hätte.

Nach Strohhalmen greifen

Die Ausgangslage: Diese Subspezies der Nashörner hat nur noch zwei lebende Vertreter, Mutter und Tochter. Allerdings konnten einigen weiteren Exemplaren Eizellen, Spermien und Stammzellen entnommen werden. Letztere in Keimzellen umzuwandeln wäre der allerletzte Strohhalm, zu dem man greifen könnte.

Aber noch befinden wir uns im vorletzten Stadium der Rettungsversuche – und hier gibt es nun einen Erfolg zu vermelden: Wissenschafter haben in Kenia den zwei letzten überlebenden Tieren Eizellen entnommen und nach Italien gebracht. Diese wurden anschließend mit Sperma bereits verstorbener Bullen befruchtet. Die erfolgreiche Befruchtung konnten nun das Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) und das Labor Avantea in Cremona verkünden.

So soll es weitergehen

Die Embryonen würden nun in flüssigem Stickstoff zwischengelagert, um später in eine Leihmutter überführt zu werden, berichten die Forscher. Dies wird voraussichtlich ein Weibchen der verwandten Unterart des Südlichen Breitmaulnashorns sein.

"Das gesamte Team entwickelt und plant diese Verfahren seit Jahren", sagte Thomas Hildebrandt vom Leibniz-IZW. Nach dem erfolgreichen Herstellen der Embryonen mahnte allerdings Richard Vigne vom Wildtierreservat Ol Pejeta in Kenia, wo die letzten Weibchen leben: "Wir haben einen sehr langen Weg vor uns". (red, APA, 12. 9. 2019)