Auch ein Spielplatz samt Blumenwiese ist auf dem Reumannplatz geplant. Die Wiese dürfe man dann auch betreten, betont Stadträtin Sima.

Foto: Karl Grimm Landschaftsarchitekten

Auf dem Reumannplatz in Wien-Favoriten sollen sich die Menschen den öffentlichen Raum zurückerobern, sagt Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne) beim Spatenstich zum Umbau am Donnerstag. Da, wo einst die 67er-Straßenbahn fuhr, wird heute mit einer Schaufel samt roter Masche fototauglich Erde herumgeschippert. Dahinter trennt ein Gitter die Öffentlichkeit von der Baustelle, zwischen Sitzbänken liegen Mülleimer, Schotter knirscht unter den Schuhen.

Den "Charme der späten 70er" wolle man ablegen, sagt Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ), und zwar indem man 109 neue Bäume – 14 davon werden Bäume ersetzen, die während der Bauarbeiten gefällt wurden – und 80.000 Stauden, Gräser und Zwiebelpflanzen anbaut. Trinkbrunnen, Wasserspiele und ein Schachbrett sollen neuen Charme bringen, eine Blumenwiese und neue Sitzgelegenheiten sollen zum "entspannten Verweilen" einladen. Eine fixe Bühne soll für Kulturveranstaltungen zur Verfügung stehen.

Knapp acht Millionen Euro

Die Bim-Gleise wurden bereits entfernt. Seit gut eineinhalb Jahren, seit die U1 bis nach Oberlaa fährt, werden Umbaupläne gewälzt. Im Sommer 2020 soll der neugestaltete, 18.000 Quadratmeter große Platz eröffnet werden, geplante Kosten: 7,9 Millionen Euro, geteilt von Stadt und Bezirk.

Über ein paar dieser 18.000 Quadratmeter herrschte im Vorfeld jedoch Aufregung. Wirtschaftstreibende der Umgebung sorgten sich um ihr Geschäft, der Platz sei tot, wenn der Eissalon Tichy im Winter zugesperrt hat, Gelegenheitseinkäufer würden fehlen, lauteten die Argumente. Sie forderten einen 400 Quadratmeter großen Gastro-Pavillon in der Mitte des Platzes, der "neues Publikum" anlocken sollte.

Bürgerinitiative in Sorge

Prompt formierte sich die Bürgerinitiative "Offener Reumannplatz" und wehrte sich dagegen, dass das "Publikum ausgetauscht wird" und die traditionellen Besucher vertrieben würden – der Reumannplatz sei seit jeher ein Ort, an dem sich verschiedene Gesellschaftsschichten treffen würden.

Noch im vergangenen Jahr war der Favoritner Bezirksvorsteher Marcus Franz (SPÖ) dem Gastro-Projekt nicht abgeneigt. Beim Spatenstich am Donnerstag aber ruderte er zurück: Die Pläne für eine Gastro-Zone seien zwar "nicht komplett verworfen", sollte sie jedoch kommen, dann nur im Kleinformat. 100 Quadratmeter seien denkbar, die aber nicht mitten auf dem Platz, sondern an der Kopfseite der ehemaligen 67er-Haltestelle, beim Expedit der Wiener-Linien-Mitarbeiter.

Keine Prosecco-Bar

Das "Fantasie-Rendering" der Wirtschaftstreibenden, das erst so viel Aufsehen erregte, sei nur eine Idee gewesen, wie man die ganzjährige Nutzung befördern könnte. Es sei aber nie geplant gewesen, ein anderes Publikum anzulocken. "Wer marktkonform denkt, weiß eh, was er da hinstellt", heißt es aus dem Bezirksamt.

Bei der Bürgerinitiative zeigt man sich ob der neuen Pläne beruhigt. Gegen ein paar Tische und Stühle mit 30, 40 Plätzen habe man ja nichts. "Aber es darf keinesfalls zulasten des öffentlichen Raums gehen", sagt Oswald Kuppelwieser von "Offener Reumannplatz". Wichtig sei, dass man die Menschen, die sich gern auf dem Platz aufhalten, nicht vertreibt – auch nicht, wenn sie auf Parkbänken schlafen. (Gabriele Scherndl, 12.9.2019)