Diplomatin Marta Haustein, INiTS-Chefin Irene Fialka und Sanofi-Managerin Bettina Resl über ihr Frauennetzwerk Health-IT: Wenn alles immer nur männlich gedacht wird, können Fortschritt und Innovation nicht funktionieren.

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Am Anfang war der Ärger einiger Frauen in Führungspositionen. Ärger darüber, dass Frauen immer noch nicht angemessen auf den Diskussionspodien dieses Landes vertreten sind, wenn Männer über die Zukunft Österreichs philosophieren.

Man nehme exemplarisch die Gesundheitsbranche: Frauen üben hier über 50 Prozent aller Jobs aus. Frauen sind mittlerweile auch im mittleren und höheren Management gelandet. Auch in der Health-IT spielen Frauen eine wichtige Rolle. Aber auf Podien? Bei wichtigen medizinischen Publikationen? Immer noch Männerüberhang.

So klang das thematische Grundrauschen beim zweiten Innovation.Network.Talk im Bildungsministerium, zu dem Ministerin Iris Rauskala am Montag gemeinsam mit dem Club Alpha der ehemaligen Gesundheitsministerin und ÖVP-Frauenvorsitzenden Maria Rauch-Kallat und dem Pharma-Konzern Sanofi geladen hatte. Rund 100 Frauen, Entscheidungsträgerinnen aus Wirtschaft, Politik, öffentlichem Dienst, Wissenschaft und Kultur waren gekommen.

Es geht nicht "nur" um Gender-Gerechtigkeit

Der Idee, ein Frauennetzwerk zu gründen, liegt die Erkenntnis zugrunde, dass es häufig Frauen sind, die Veränderung und Innovation auf den Weg bringen. Das branchenübergreifende Netzwerken hat bereits ein erstes Spin-off gezeitigt. Es nennt sich "w-Hit, Women in Health IT". Die Idee hatte die Diplomatin Marta Haustein, zuständig für den E-Health-Bereich in der Wirtschaftsabteilung der US-Botschaft in Wien.

Ihr gehe es nicht "nur" um Gender-Gerechtigkeit in der öffentlichen Wahrnehmung, sagte Haustein, sondern um die Frage: "Wenn wir alles männlich denken, können wir dann überhaupt in Zukunft für die beste Gesundheitsversorgung garantieren?" Als praktisches Beispiel nannte die US-Attachée die jüngste Entwicklung eines Medikaments gegen Niereninsuffizienz – vom Ansatz her sehr innovativ, erläuterte die Expertin. Aber: Es wurde ausschließlich an männlichen Mäusen getestet. Haustein: "Wir wissen, dass Frauen auf Medikamente anders reagieren als Männer. Wie kann also so etwas passieren?"

Ein Netzwerk aus Frauen der Branche

Damit das oder Ähnliches künftig nicht mehr passiert, holte Haustein zunächst Irene Fialka an Bord, die Leiterin des universitären GründerInnenservice Wien (INiTS). Die sah nur eine Möglichkeit: ein Netzwerk zwischen Frauen in der Branche aufbauen. Fialka: "Sehr viele Frauen arbeiten mittlerweile an der Digitalisierung des Gesundheitswesens in Österreich. Wenn wir uns gegenseitig stützen, wird es schwieriger, uns zu übergehen."

Bei Sanofi etwa gebe es nahezu Parität in den Führungspositionen, betonte Bettina Resl, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit und Patienteninteressen im Unternehmen. Geschäftsführer Wolfgang Kaps, als einziger Mann Gast beim Talk, unterstütze das Netzwerk ausdrücklich. Damit sei man freilich eher die Ausnahme in der Branche, sagte Resl.

Das Netzwerken der Innovatorinnen hat auch eine Broschüre hervorgebracht, in der Expertinnen aus allen Bereichen als Ansprechpartnerinnen angeführt werden. "Damit bei der nächsten Podiumsdiskussion niemand die Ausrede hat, er habe keine Frauen gefunden", sagte Rauch-Kallat. (Petra Stuiber, 13.9.2019)