Arbeit soll nicht mehr nur Geld bringen, sondern auch sinnvoll sein. Das ist der neue Anspruch.

Foto: imago/Christian Ohde

Der Kampf um (digitale) Talente verschärft sich. Es geht im Hintergrund nicht nur um Marktanteile, meistens sogar auch um die schiere Existenz einer Firma. Nachdem jahrelang in Umfragen gefunden worden war, dass Junge etwas Sinnvolles arbeiten wollen, wurde die Währung "Sinn" kreiert, um sie anzulocken, und diese Währungspresse läuft auf Hochtouren.

Seit Larry Fink, oberster Boss von Blackrock, einem der mächtigsten Finanzdienstleiter, im Vorjahr sagte, Unternehmen seien nicht nur dem Profit, sondern auch der Gesellschaft verpflichtet, und danach 180 US-CEOs ein Memorandum quasi gegen Milton Friedman und für mehr Verantwortung als bloß für Aktionäre publizierten, ist überhaupt der Teufel los in puncto Sinn. "Purposeful Organisation" ist als neuer Altar erbaut, auf dem man leidenschaftlich seine Talente, seine Kraft, seine Lebenszeit opfern darf. Eine Purposeful Organisation ist eine Firma, die nicht nur wirtschaftlich erfolgreich, sondern zudem gut für quasi den ganzen Planeten ist. Und das beansprucht jetzt eine nach der anderen für sich in der Eigenwerbung.

Tonnenweise Beratung

Die Mantras passen gut dazu, etwa "Wir lieben unsere Kunden". Schlagworte wie "Selbstwirksamkeit" werden für die Mitarbeiter dazu eingestreut. Wer das Hochgefühl in der Unternehmenskathedrale dann noch nicht hat, hat etwas falsch gemacht und muss eben härter daran arbeiten.

Was für eine ausgesprochen praktische Karotte. Heimische Personalchefs haben sich mit der neuen Währung auch schon eingedeckt und beraten in ihren Foren darüber, wie sie "Mitarbeitern Sinn geben" können. Tonnenweise. Da sollte große Skepsis entstehen. (Karin Bauer, 20.9.2019)